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Fakten zur Aufführung 

DER WASSERTRÄGER
(Luigi Cherubini)
23. März 2008
(Premiere: 22. März 2008)

Schlosstheater Rheinsberg
Musikakademie Rheinsberg


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Zeitbrüche

Die plakative offene Bühne mit „aktuellem“ Wunschbild-Poster und umlaufendem metapherträchtigen Baugerüst von Jens Hübner bestimmt die dramatisch-ambivalente Szene (und schafft Kommunikationsräume auf verschiedenen Ebenen).

Simone Zeisberg-Meiser inszeniert Cherubinis „Rettungsoper“ von 1800 als unberechenbaren Wechsel von Hoffnung und Angst, lässt die historische Situation als Kampf demokratischer Chancen gegen diktatorische Bedrohung aus der Mazarin-Zeit deutlich werden, verweist dabei ständig auf die gebrochenen Gefühlswelten der Protagonisten. Verantwortung des Wasserträgers für seine Familie ist kontrastiert mit der Rettung des Parlamentspräsidenten und seiner Frau – idealistisch-überhöhte Motive treffen auf individuell erlebte Ängste.

Dem Ensemble der Musikakademie-Novizen gelingt die Umsetzung dieser komplexen Konzeption zu bewegendem Bühnenhandeln nur ansatzweise: viel Stillstand, viel angelernte „Opern-Gestik“, wenig Spontaneität, zu wenig emotionale Spannung. Piotre Pluska gibt dem so ambivalenten Wasserträger eher weich-verletzliche Stimme; Kim Schrader ist ein stimmkräftig eher eindimensionaler Armand; Katrin Starick verleiht der Constance glaubhafte stimmliche Kraft; Min Lee ist ein klar artikulierender Antonio; Gyung Seok Han beeindruckt durchaus als Hauptmann; und Gloria Rehm empfiehlt sich als intensiv intonierende Marcelina für größere Rollen. Phantastisch einstudiert und nahezu vollkommen im kollektiven Zusammenklang der Musikakademie-Chor.

Das Orchester 1770 – 2003 an der Rheinsberger Musikakademie ins Leben gerufen, vornehmlich bestehend aus Studierenden der Berliner Musikhochschulen – ist enorm spielfreudig und kommunikativ. Dirigent Rustam Samedov lässt eindringlich ahnen, wie diese intensiv-emotionale Musik Beethovens Fidelio beeinflussen konnte!

Toll und bewundernswert, wie die Rheinsberger Musikakademie mit 170 musikalischen Kursen zur Diskussion über alte Oper und neue Musik beiträgt, jungen Musikern Chancen eröffnet und ein interessiertes Publikum anspricht. Das Rheinsberger Schlosstheater ist ein imaginierender Ort mit kommunikativer Aura. Doch sollte bei den Opern-Produktionen neben den musikalischen, sängerischen und inszenatorischen Anstrengungen auch das rezipierende Umfeld beachtet werden: Hemmungslos per Handy oder Digitalkamera knipsende Ignoranten sind wohl nicht das geeignete Publikum. Für atmosphärische Störungen und eklatante Rechtsverletzungen gibt es keine Entschuldigung! (frs)
 






Fotos: Musikakademie Rheinsberg