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Ein schöner Abend
Oper à la Italiana: Schön-Gesang ohne szenische Herausforderung. Norbert Wengorz baut eine Bühne mit sparsam-charakteristischen Elementen, erinnert sich der Vorhänge Appias, kommt mit wenigen Accessoires aus, verzichtet auf museale Ausstattung. Die Kostüme Sartoria Giamminellis und Rodica Garsteas verweisen auf die Belle Epoque.
Corinna Boskovskys Regie verzichtet auf aktualisierende oder psychologisierende Intentionen, erregt auch mit seiner konventionell unaufgeregten Personenführung keine Emotionen.
Mit Eva Golemi ist eine glamouröse Traviata zu sehen, die stimmlich variabel phrasiert, die in der Mittellage Empfindungen vermittelt, aber in den sicheren Höhen zu Schärfen neigt. Chingis Ayusheev lässt als Alfredo einen Tenor mit sehr persönlichem Timbre hören, es fehlen allerdings die bezwingenden emotionalen Varianten. Cüneyt Ünsal beeindruckt als Germont mit einem außerordentlich stimmstarken Bariton, doch bleiben intensivere emotionale Variationen außen vor.
Tamas Bolberitz leitet die Bulgarische Philharmonie Pazardjik als behutsam begleitenden Klangkörper – durchaus geschmeidig, permanent sicher in Tempo und Dynamik, bisweilen allerdings mit zu dominierenden Pauken.
Das hochaufmerksame, applausfreudig-dankbare Publikum im total ausverkauften wunderbaren Teo-Otto-Theater in Remscheid goutiert die aufs Nacherzählen reduzierte Aufführung -- und genießt einen „schönen Abend“. Joachim Schlote trifft mit seiner Tournee-Produktion offenkundig das Opern-Verständnis eines Publikums, das sich nicht auf Provokationen und bezwingende Emotionen einlassen will.
Wunderbar, dass Remscheid sein Theater nach dem großen Sohn der Stadt benannt hat -- die Bedeutung Teo Ottos für die Ästhetik des aktuellen Theaters kann nicht hoch genug eingeschätzt werden! Schön wäre es, wenn dieses Vermächtnis auch auf der Bühne leben würde -- und Remscheid sich dieser Aufgabe verpflichtet. (frs)
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