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Fakten zur Aufführung 

SIROE
(Georg Friedrich Händel)
14. Oktober 2007
(Premiere 12. Oktober 2007)

Teo-Otto-Theater Remscheid


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Pseudo-Barock

Was tut ein Regisseur, dem die „Affekte“ der Barock-Oper - Hass, Verlangen, Freude, Trauer, Liebe, Verwunderung - partout nicht ausreichen? Er erinnert sich der Psychoanalyse! So auch Georg Köhl, der Metastasios Text-Konstrukt von persönlichem Drama und Staatsaktion in pubertären Spielen mit blutigem Abschlachten enden lässt. Kein moralisierender Schluss, aber auch keine nachvollziehbare Annäherung an gesellschaftlich relevante Befindlichkeiten -- willkürlicher Umgang mit offenbar gering geschätztem „Material“.

Dass Händels Musik über die Abgründe menschlicher Psyche viel mehr aussagt als platte Freud-Anleihen, lässt der agile Evan Christ mit den konzentriert aufspielenden Bergischen Symphonikern hörbar werden. Nach einer eher zurückhaltenden Ouvertüre und fast schwerfälligen Anfangspassagen nimmt die Musik Fahrt auf, lässt wechselnde Tempi, differenzierte Klangfarben, Rhythmik, Melodik und Dynamik mit viel Gespür für Händels Ingenium erklingen.

Auf Peter Werners Bühnen-Innenarchitektur mit Stühlen verschiedener Stil-Epochen unter einer Rotunde mit persischen Motiven bewegen sich die Akteure in gewollt archaischen Kostümen von Claus Stump.

Nach eher gleichförmigem Gesang steigert sich Joslyn Rechter zu stimmlich gekonnten Gefühlsausbrüchen des Siroe. Banu Böke gibt der rächend-liebenden Emira finale Kraft. Dorothea Brandt ist eine klar phrasierende Laodice mit enormer Strahlkraft. Yosemeh Adjeis Medarse besticht durch kalkuliert-aggressiven Klang. Reinhold Schreyer-Morlock beeindruckt mit herrischem Bass als Cosroe.

Im konsequent im Stil der 50er-Jahre restaurierten Remscheider Teo-Otto-Theater mit vorzüglicher Akustik haben sich nur wenige Zuhörer versammelt. Deren Konzentration ist jedoch bemerkenswert, und der Schlussbeifall ist ausgesprochen herzlich.

Man fragt sich, weshalb die Wuppertaler Bühnen in den vielen Jahren des Umbaus ihres Stammhauses und der Kooperation mit den benachbarten Theatern in Remscheid, Solingen und Leverkusen noch immer nicht einen Stil gefunden haben, mit denen sich das Publikum identifizieren kann. (frs)

 


 
Foto: Schmitt/www.bildautor.de