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Fakten zur Aufführung 

EIN MASKENBALL
(Giuseppe Verdi)
23. Juni 2006 (Premiere)

Theater Regensburg

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In dunkler Nacht

„Ein Nachtstück“ nennt Ausstatter Frank Lichtenberg Giuseppe Verdis Oper „Un ballo in maschera“. In seinen schwarzen Bühnenbildern, den dunklen Kostümen und dem schummrigen Licht von Klaus Herbert Welz wirkt die Inszenierung von Gregor Horres tatsächlich wie die Umsetzung eines Albtraumes. Viel Rauch, Feuer und sparsam eingesetzte Projektionen unterstreichen noch den suggestiven Eindruck.

Verdi hat in seinem 1859 uraufgeführten Werk die Ermordung des Schwedenkönigs Gustav III. auf einem Maskenball 1792 in einer Oper verarbeitet. Die Zensurbehörden ließen ihm den Königsmord aber nicht durchgehen. Während er das Stück nach Bosten und ans Ende des 17. Jahrhunderts verlegte, sind in Regensburg weder Zeit noch Ort eindeutig zuzuordnen. Kostüme und Uniformen stammen aus dem Arsenal des 19. Jahrhunderts, doch dieser Zeitbezug bedeutet nichts für den Gehalt des Stückes. Denn Horres geht es um den Dreieckskonflikt zwischen Amelia, König Riccardo und Renato. Auf diese drei Gestalten fokussiert die Regie, die sich, auch das soll einmal gesagt werden, geschickt den Notwendigkeiten der Akustik unterordnet und im rechten Moment die singenden Personen nach vorne holt, ohne dass man den Eindruck eines statischen Rampentheaters gewinnt.

Horres zeigt Riccardo als ruppigen Lebemann, der es gewohnt ist, sich zu nehmen, was er will. Entsprechend springt er mit seinem Hofstaat aber auch der Zauberin Ulrika um. Erst als er sich in die Frau seines Freundes verliebt, reift er in kurzer Zeit. Renato tritt bei Horres von Anfang an nicht wie sein unverbrüchlicher Freund fürs Leben auf, sondern wie einer, der spürt, dass etwas nicht stimmt und längst mit seinem Schicksal hadert.

Christina Lamberti schwankt als Amelia zwischen Verzückung, Verzweiflung und blankem Entsetzen. Wäre ihr in der Mittellage enorm ausdrucksstarker Sopran in den Höhen etwas weniger scharf gewesen, man hätte sie sicher als den Star des Abends gefeiert. So fiel der Triumph an die anderen Damen, den Oscar der koloraturstarken, quicklebendigen Ilonka Vöckel und vor allem die profunde, machtvolle Ulrica von Jordanka Milkova. In der Tenorpartie des Riccardo glänzte der 28-jährige Koreaner Jung-Hwan Choi. Kein Schluchzen, kein Glucksen, kein Kratzen, kein Abstürzen – noch eine Spur mehr biegsame, fließende Italianità sowie weiter glückliche Stimmhaushaltung und ihm wird noch viel Ruhm beschieden sein. Sein Landsmann Jin-Ho Yoo (Renato) glich leichte Schwächen in den Höhen durch eine intensive Mittellage und eine packende schauspielerische Leistung aus.

Obwohl Georgios Vranos dem Orchester einen vollen, kraftvollen Klang entlockte, führte er die Musiker bisweilen noch nicht straff genug, schon die Ouvertüre eröffnete mit einem falschen Einsatz. An einigen Stellen entglitt die Bühne, vor allem der prächtig singende Chor lief dem Taktschlag bisweilen davon.

Die Regensburger feierten diese Premiere wie lange keine mehr. Zu Recht, denn mit diesem Maskenball wieder einmal große Oper zu erleben. (tv)


Fotos: © Juliane Zitzlsperger