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Fakten zur Aufführung 

CAVALLERIA RUSTICANA
(Pietro Mascagni)
I PAGLIACCI
(RUGGERO LEONCAVALLO)
13. Juni 2004 (Premiere)


Theater Regensburg




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Von Gott verlassen

Cavalleria rusticana und I Pagliacci sorgten in Regensburg für volles Haus. Während die Sänger am Ende gefeiert wurden, konnte die Regiearbeit nicht die volle Anerkennung des Publikums finden. Buhs und etwas dick auftragende Bravi hielten sich schließlich die Waage.

Die Regisseurin Tatjana Gürbaca verlegt die Handlung der Cavalleria vor das Dorf, in die düstere staubige Einsamkeit der ausgestoßenen Santuzza. Für sie ist dieser sanfte, rötliche Hügel des Bühnenbildes von Ingrid Erb ein von Gott verlassenes Golgatha. Entsprechend feiern die quälend langsam aus ihren Erdlöchern kriechenden schwarz gekleideten Dorfbewohner nicht Ostern, sondern Karfreitag. Mit Steinen, die sie drohend gegen die exkommunizierte, halb kahl geschorene Santuzza richten, befestigen sie ein großes Kreuz. Diese Bilder stehen freilich in herbem Gegensatz zur fröhlichen Musik. Vielleicht wirkte der gute Chor deshalb etwas bemüht, Feierlaune zu unterdrücken.

Die Männer scheint die Regisseurin allesamt zu verachten. Alfio ist ein richtiges Schwein, das bei seinem Auftritt Lola und Santuzza wie billige Nutten behandelt. Doch auch Lola scheut sich nicht, mit dem fahrigen Turiddu zu dessen Trinklied mehr als nur ein Techtelmechtel anzudeuten. Am Ende wird Turiddu von den Frauen kollektiv abgeschlachtet. Santuzza bleibt teilnahmslos - alle sind Täter und Opfer. Eine passende, vielleicht etwas überdeutlich vermittelte Botschaft.

Die Gaukler des Bajazzo betreten dann die bereits bekannte Szenerie. Im Sinne der Bildökonomie und der beklemmenden Atmosphäre der Cavalleriabühne ist die Einheitlichkeit geboten, nimmt aber visuelle Ermüdung der Zuschauer in Kauf. Die Inszenierung des Bajazzo blieb nicht auf der Höhe der ersten Oper. Die Leere des bekannten Raums wirklich zu füllen, gelang der Personenregie kaum. Die Commedia bot schließlich kurzweiliges Porzellanpuppentheater, das für den Schock des Mordens eine gute Folie abgab.

Leider gelang es dem Tenor Juuso Hemminiki als Canio nicht, sich frei zu singen. Mancher hohe Ton hing auf der Kippe, klang gedrückt und ungesund. Solche Probleme kennt die Sopranistin Mi-Soon Jang (Nedda) nicht. Im Gegenteil sind ihre Aussteuerung, die saubere, weiche Linienführung und die Glöckchentöne bisweilen fast ein zu perfektes Erlebnis. Der überragende Sänger des Abends war, in der Doppelfunktion als Alfio und Tonio, Adam Kruzel. Sein bassiger Bariton ist in den letzten Jahren zu einer warm glühenden, charaktervollen Stimme gereift. Man muss froh sein, dass er Regensburg weiterhin erhalten bleibt.

Mit Gail Sullivan hatte die Regie eine ideale Sängerin für ihre Intentionen gefunden. Mit metallisch vibrierendem und starkem Sopran verlieh Sullivan den geforderten extremen Gefühlen der Santuzza glaubwürdige Gestalt. Auf die Männer konnte sie, wenn nötig, Töne wie Giftpfeile schleudern. Michael Suttner gab überzeugend einen glatten Turiddu, an dem solche Anfechtungen abrutschen müssen. Sein Tenor hat Stand, ist hell, meist frei und kaum verschluchzt, massiert aber gelegentlich die Kräfte zu Lasten der Stimmgesundheit.

Im Graben lieferte Georgios Vranos ein schönes Beispiel für gezügelten Verismosound. Das Orchester spielte vor allem die Cavalleria sauber und akkurat, zeigte edlen Klangsinn und vermied grelle Blitze. Für mich die angenehmste Überraschung des Abends. (tv)


Karten unter (0941) 507 24 24






Fotos: © Atelier Zitzlsperger