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Fakten zur Aufführung 

DIE BERNAUERIN
(Carl Orff))
18. Juli 2003


Thurn und Taxis Schlossfestspiele
(Schlosshof Regensburg)




Points of Honor                      

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David unterliegt Goliath

Eine laue Sommernacht, ein prachtvoll beleuchtetes Schloss, plätschernde Sektbrunnen, fürstlicher Glamour, die Weckung aller "Das Neue Blatt"-Instinkte, auf der Suche nach vermeintlichen Promis, das gehört natürlich zu diesen ersten Thurn und Taxis Schlossfestspielen.

Wie jedes Open Air lebt auch dieses von seinem Ambiente, denn im Kampf mit der Akustik bleibt die Musik der David gegen den atmosphärischen Goliath samt Fürstin Gloria. Auch im großen Schlosshof gelingen bei Orffs "Bernauerin" keine akustischen Wunder. Die Musik wird weniger nur verstärkt als aus riesigen Lautsprechern mit mutigem Griff zum Volumenregler übertragen. Die Folgen sind technische Aussetzer, blecherner Geigenton, donnernder Percussionsound, eine gestörte Balance zwischen Chor und Orchester.

So klang das ansonsten mit genauer Diktion singende und perfekt auf die Winke seines Dirigenten Christian Kroll ausgerichtete Ensemble aus Regensburger Kantorei und Universitätschor etwas flach und wurde im Fortissimo vom Philharmonischen Orchester regelrecht erschlagen. Krolls Interpretation hatte besonders durch scharfe rhythmische Akzentuierung, etwa in der beeindruckend vorwärtsgepeitschten Hexenszene ihren Reiz.

Da die Musiker die Bühne einnahmen, musste das Schauspiel an die Rampe und auf den großen steinernen Schlossbalkon ausweichen. Das darüber sich wölbende wetterfeste Schildkrötendach nahm dem Schloss als Kulisse leider seine Höhe und ließ den Bühnenbalkon ans Kuppeldach gequetscht erscheinen. So blieb wenig Aktionsraum für schauspielerische Profilierung, für die sich das unpsychologische Stück ohnehin nicht anbietet.

Die Stars Christine Neubauer als Bernauerin und Toni Berger (mit textlichen Hängern), dazu ein jugendlich frischer Heiko Ruprecht als Albrecht und Regensburger Lokalgrößen gaben vielleicht ihr Bestes, doch bot die wenige teure Probenzeit Regisseur Ernö Weil nicht die Chance zu einer gereiften Inszenierung. Das Spiel blieb statisch, trivial und wurde visuell geschluckt von den orchestralen Menschenmassen. Da man in der letzten Spielzeit erleben konnte, wie einfallsreich Weil gerade mit dem Chor arbeitete, darf man dies umso mehr bedauern.

Noch vor dem letzten Akkord stürmten die Paparazzi zu ihrer Durchlaucht, die als Ansagerin in Erscheinung getreten war. Das alberne Blitzlichtgewitter absorbierte die Zuschauer derart, dass der Applaus für alle Beteiligten eher mager ausfiel. Schade für die Musiker, die doch das meiste zum Erfolg beigetragen hatten. Andere Meinungen lesen Sie in der einschlägigen Presse. (tv)


Großer Schlosshof, Regensburg