Puccini light
Ganz vorsichtig versucht die seit sechzig Jahren verdienstvolle Reise-Oper der Compagnia d’Opera sich von der unbegriffen historisierenden Aufführungs-Praxis zu emanzipieren. Corinna Boskovsky bemüht sich, „Allgemeingültiges nicht zu verstellen“, vermeidet aber konsequent jegliche Anlehnung an noch zurückhaltende Formen des „Regietheaters“.
Norbert Wengorz stellt reduziert-historische Elemente auf die Bühne, setzt im zweiten Akt mit einer Befehls-Plattform sogar auf assoziations-provozierenden „Handlungs-Raum“, will aber nicht auf den dekorativen Duktus verzichten.
Tamas Bolberitz leitet die präzis intonierende Bulgarische Philharmonie Pazardjik zu äußerst melodiösem Spiel, begleitet die Solisten zuverlässig, lässt sich aber nicht zu fulminanten Ausbrüchen hinreißen.
Mit entsprechender Dezenz sind die Gesangs-Solisten zu hören: intonationssicher, mit klangschönen Stimmen, durchaus beeindruckend in eher lyrischen Passagen – aber ohne vokales Aufbegehren in der Dramatik. Elena Kononenko gibt eine liebend-leidende Tosca; Rustam Casanova Duloev ist ein konsequent-treuer Cavaradossi; Victor Mityushkin verleiht dem Scarpia dunkle Töne; die Comprimarii vermögen allerdings wenig leidenschaftliche Gefühle zu evozieren.
Das Festspielhaus in Recklinghausen ist voll besetzt, die Atmosphäre außerordentlich positiv – eine solide Aufführung ohne innovative Ambition wird als angenehme Abend-Unterhaltung genossen! (frs) |