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IIm Gegensatz zur Elektra von Richard
Strauss geht es im Artriden-Drama Glucks nicht um hochkochende Leidenschaften
sondern um kalkulierte Empfindsamkeit. Doch gerade diese vermochte die
konzertante Aufführung von Glucks "Iphigenie in Aulis" mit den eher sentimentalen
Vorgängen um den geforderten Opfertod Iphigenies und ihrer Liebe zu Achill
nicht zu vermitteln.
Das renommierte Barockorchester Stuttgart unter Frieder Bernius ließ ahnen,
über welche Möglichkeiten es zur Umsetzung von Gluckscher Musikdramatik
verfügt, blieb aber verhalten und ließ nur gelegentlich Profil mit Brio
hören. Das vielgerühmte ChorWerkRuhr präsentierte oratorienhaften Chorgesang,
ohne die unerlässliche Opern-Ästhetik.
Wenn dann auch noch das Sänger-Ensemble wenig profilierte Parlando-Girlanden
produziert, die Chancen Gluckscher Musikdramatik nicht aufgreift, und
außerdem das Zusammenspiel mit Orchester und Chor immer wieder der Korrektur
bedarf - dann entsteht eher der Eindruck einer bemühten Generalprobe als
einer triumphalen Premiere. "Mut, sage ich, Mut!" ist Hansgünther Heymes
Motto der Ruhrfestspiele. Er selbst hatte den Mut, sich als "Sprecher"
mit eigenen Texten in die Oper einzubringen; aber er vergaß, dass didaktische
Texte, zumal leicht orionisierend, den Fluss der Opernsuggestion zerstören.
Ein hochinteressiert-aufmerksames Publikum - von Heyme in Kenner und Ignoranten
in Sachen griechischer Mythologie benotet - spendet freundlichen Beifall.
Schade, dass es den Ruhrfestspielen nicht wie im Vorjahr mit Monteverdis
"Poppea" gelang, die Faszination des Musiktheaters einem eher opernfremden
Publikum zu vermitteln. Wenn denn das Presseamt der Ruhrfestspiele kommunikativer
wäre, ließe sich hier Informatives über die zweite Musiktheaterproduktion
der Ruhrfestspiele 2001 berichten. Aber wer für Strawinskys "Geschichte
vom Soldaten" keine Eintrittskarte hat, kann dazu auch nichts sagen. (frs) |
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