Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

GLOBAL RELAUNCH
(Christian von Börries)
2. April 2004 (Uraufführung)


Ruhrfestspiele
(Festspielhaus
Recklinghausen)




Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Klassenkampf-Dialektik

Eine bizarre Situation: Gegründet werden soll die D-GO, die Gewerkschafts-Organisation auf Aktienbasis. Die Szene: Eine Präsentation mit Motivationsklängen aus alten Tagen und den damit verbundenen "schönen Liedern", der Arbeiterhymne, der Internationale, Nationalhymnen - alles auf der Suche nach dem D-GO "audio branding".

Kathrin Angerer moderiert im leicht näselnden Agitationsstil der siebziger Jahre mit den Phrasen des shareholder value.

Christian von Borries dirigiert drei Chöre, hingelagert auf der großen Bühne, den Knappenchor Bergwerk Consolidation, den Städtischen Chor Recklinghausen, den Börsenchor Wuppertal, gekonnt verfremdend, Klänge auskostend und abbrechend.

Dazu gibt es einige satirische Video-Einblendungen, good will-Aufklärung, scheiternd am dilettierenden Professionalismus.

Ganz unironisch formuliert: ein Beweis für die Vielfalt einer regional spezifischen "Chor-Kultur", die auch mit außergewöhnlichen Aufgaben zurecht kommt. Das experimentierfreudige Swinging Brass-Ensemble begleitet gut aufgelegt, genießt die Ambivalenz pathetischer Klänge.

Das Publikum ist mit D-GO Winkelelementen ausgestattet, applaudiert in Erinnerung an "solidarische Zeiten", protestiert bei verballhornenden Parolen ("Weg mit dem 1. Mai", "Erwerbsverweigerung"), lässt aber die Szene nicht zum Tribunal werden. Die "Dialektik des Klassenkampfs" will nicht umkippen in leidenschaftliches Pro und Contra, alles bleibt Theater. Doch: La lotta continua - wie schön! (frs)


Foto: © Paul Snowden