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Liebe und Hass
Der "Zauber" liegt in den Menschen selbst: so zeigt Andreas Baesler Glucks
"Armide" als "zauberhaftes" Spiel zwischen Abendland und Orient auf drei
Zeitebenen: antik, barock, modern. Das jederzeit faszinierende Spiel lebt
von einer lebendigen Inszenierung mit zahllosen Ideen.
Dazu ein phantasievolles Bühnenbild von Ruth Groß - ein Triumphbogen in
von Akt zu Akt wechselnder Konstellation von einem Horizont gescribbelter
Unheilsszenen. Die geheimnisvoll-deutenden Kostüme von Susanne Hubrich
unterstützen die assoziations-stiftende Kommunikation mit dem Publikum.
Regine Hermann ist eine attraktive Armida, am Ende des stimmlich brillanten
Wechselspiels von Liebe und Hass doch dem Zauber verfallen. Aus dem spielfreudigen
Ensemble auf hohem sängerischen Niveau sind Armidas Vertraute Elise Kaufman
und Anke Sieloff, der stimmschöne Rinaldo Marc Adlers sowie die "Furie"
Richetta Managers hervorzuheben. Ungewöhnlich: der eher spillerig klingende
Chor.
Samuel Bächli demonstriert mit der kompetenten Neuen Philharmonie Westfalen,
dass es keiner archaischen Originalinstrumente bedarf um die vitale Musik
Glucks frisch zu präsentieren.
Im gut besuchten Recklinghäuser Festspielhaus - ja nur eine gute Viertelstunde
vom Musiktheater in Gelsenkirchen entfernt - folgt ein dankbares Publikum,
spendet ehrlichen lang anhaltenden Applaus. (frs)
PS: Das Programmheft bietet mit einem gut lesbaren Interview mit Andreas
Baesler und Beiträgen der Dramaturgin Wiebke Hetmanek eine vorzügliche
Einführung in Glucks "Reformoper"! |
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