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Fakten zur Aufführung 

OTTO UND THEOPHANO
(Georg Friedrich Händel)
16. September 2006 (Premiere)

Nordharzer Städtebundtheater
(Großes Haus Quedlinburg)

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Großartig: Musik und Gesang

Anno 972: Otto II., der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, heiratet in Rom die byzantinische Kaisertochter Theophano. In Quedlinburg verbrachten sie viel Zeit. Der genius loci beflügelt die Initiatoren des Theaters, die Macher der hochbegabten „Reichs“-Ausstellung in Magdeburg und die Ständige Konferenz Mitteldeutsche Barockmusik zur Produktion der Händel-Oper von 1723. Intendant und Regisseur André Bücker aktualisiert das Spiel der Intrigen, Macht und Liebe in die Jet-Set-Szene im römischen Airport, lässt die 16-beinige Ballettgruppe als Stewardessen, Flugkaüitäne, Touris, vermummte Attentäter auftreten (Choreografie Jaroslaw Jurasz mit einem faible für wirbelnde Arme) – und marginalisiert den Mythos der hochempfindsamen Barockoper: uncool.

Geradezu sensationell die musikalische Interpretation des Städtebund-Orchesters unter dem intensiv leitenden Johannes Rieger – dazu (und stimulierend!) Mitglieder der phantastischen Lautten Compagney als brillierendes Continuo mit animierendem Barockklang auf historischen Instrumenten.

Über allem: ein Sängerensemble von nicht hoch genug zu lobendem Format. Juha Koskela gibt dem Bruder Theophanos stimmliche Ambivalenz; Xiaotong Han ist ein stimmlich eleganter Adalberto; Katharina Warken beeindruckt mit zu Herzen gehenden Lamenti als Gismonda; Barbara Buffy gibt der Matilda leuchtenden Klang. Die Theophano Kersin Petterssons vermittelt mit konzentrierter Intonation intensive Passagen gekonnter Phrasierung. Der junge „Star“ des Abends: Steve Wächter, ein Countertenor mit samtweichem Ansatz, das missa di voce souverän einsetzend und bei allem Sentiment mit souverän eingesetzter Kraft. So beginnt eine große Karriere.

Im geschmackssicher eingerichteten intimen Quedlinburger Theater – mit langer Stadttheater-Tradition – ist ein hochmotiviertes Publikum drei Stunden lang voll bei der Sache. Eine Viertelstunde Applaus mit standing ovations; auch Peer Palmowskis uninspirierte Bühne und André Bückers verunglückt-modische Inszenierung wurden verständnisvoll eingeschlossen – nach dem Motto: Was sollen Beckmessereien nach einem solch formidabel-unvergesslichen Musik- und Gesangserlebnis! Ein großartiges Publikum. (frs)