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Fakten zur Aufführung 

SALOME
(Richard Strauss)
22. Mai 2009
(Premiere: 28. März 2009)

Tyl-Theater Pilsen


Points of Honor                      

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Gier

Martin Otava inszeniert ein beklemmendes Spiel um die Gier als permanente Bedrohung humaner Werte, als Zerstörung individueller Autonomie. Das gelingt inszenatorisch durchaus überzeugend – mit einer intensiven Personenführung, aber auch mit einer langwierigen Szene mit dem beidseitig gefesselten Jochanaan ohne jegliche dramatische Spannung.

Jan Zavarsky baut einen vielschichtigen Bühnenraum: schräge Flächen, überragt von einem Hintergrund mit wanderndem Mond als einprägsames Symbol zeitloser unaufhaltsamer Dynamik.

Ivana Sakova gibt eine Salome mit darstellerischer Intensität, ist in den Anfangsphasen stimmlich zurückhaltend, steigert sich im Schlussmonolog zu faszinierender Exaltiertheit, intoniert hoch präzis und gelingt mit beeindruckender Modulationskraft zu einem faszinierenden Salome-Porträt. Tomas Bartunek ist ein ungemein stimmstarker Jochanaan, strahlt urtümliche Kraft aus, und beeindruckt mit selbstbewusster Phrasierungskunst. Karla Bytnarovas Herodias vermittelt aggressive Leidenschaft mit schneidender Stimme, Vaclav Malek ist ein geiler Herodes mit einem variantenreichen hellen Tenor; mit Richard Samek und Jana Piorecka sind nachdrücklich dargestellte und stimmlich authentische Narraboth und Page zu erleben. Die weiteren vielen Rollen sind in der Oper Pilsen unterschiedlich kompetent besetzt – da gibt es schon Defizite in der gesanglichen Qualität und in der schauspielerischen Performance.

Das Orchestr Opery DJKT vermittelt unter Ivan Parik einen sehr differenzierten Strauss-Klang, schwelgt in den lyrischen Passagen, steigert sich zu brachialen Ausbrüchen, bleibt dabei aber immer transparent, lässt Instrumente kommunizieren – und steht in permanenter Verbindung zur Bühne !

Das Publikum im traumhaft schönen Jugendstilhaus ist offenbar wohl vorbereitet, geht auf die Interpretation mitgehend ein und reagiert auf Musik und Gesang mit kenntnisreichem Verstehen – konzentriert zustimmender Applaus ohne Ovationen. In Pilsen gelten eben eher zurückhaltende Formen des Beifalls – auch bei den zahlreichen jugendlichen Zuschauern. Eine wunderbare Atmosphäre! (frs)

 








 
Fotos: Marta Kolafová