Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

FAUST
(Charles Gounod)
8. Januar 2009
(Premiere: 15. November 2008)

Divadlo J. K. Tyla Plzen


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Elementare Gefühle

Gounods Faust - in Pilsen als Ballett: Oper als emotionales Tanztheater! Jiri Pokorny choreografiert mit einer faszinierenden Mischung von klassischem Ballett und avanciertem Tanztheater das Leiden der Seelen. Er konfrontiert Altersverzweiflung und Lebenssucht Fausts und Margarethes Sehnsucht, Verzweiflung und seelische Überhöhung mit der teuflischen Animalität des Mephisto und den Verführungskräften der Mephistophela - die genial hinzuerfundene weibliche Komponente im raffinierten Kampf um die Seelen.

Das perfekt zusammenspielende Orchester des Tyl-Theaters vermittelt unter die Haut gehende musikalische Kommunikation; Jiri Petrdik leitet sehr einfühlsam mit weit ausladender Gestik, viel Aufmerksamkeit für das brillante Tanz-Ensemble, bemerkenswertem Tempogefühl und einem geradezu kongenialen Verständnis für die Emotionalität der Gounod-Musik.

Für die getanzte Version ist die Musik genregerecht bearbeitet, reduziert auf die Steigerung seelische Qualen - endend mit der Apotheose Margarethes.

Jaroslav Milfajt lässt über der großen Bühne gewaltige gotische Bögen schweben, nutzt versenkbare Bühnenelemente zur Skizzierung wechselnder Handlungsräume, deutet mit einem monumentalen Kreuz den religiösen Bezug an, schafft mit intensiven Lichteffekten eine Atmosphäre permanenter emotionalisierender Spannung - mit der erlösten Margarethe im Gegenlicht zum – nicht kitschigen - Finale.

Im üppig – k.u.k.-mäßig – dekorierten Auditorium der Tyl-Oper verfolgt ein hochkultiviertes Publikum das beeindruckende tänzerische Geschehen, lauscht der filigran-ausdrucksstarken Musik und setzt sich – invers – mit der existenziellen Botschaft des Werks auseinander.

In der Pause sind auf einem Bildschirm Szenen aus der Jenufa-Produktion des Hauses zu sehen: klares Bühnenbild, beeindruckende Chor-Bewegungen, intensive Personenführung - die Oper in Pilsen verdient offensichtlich mehr Beachtung als ihr bislang unter deutschen Opernfreunden gezollt wird! (frs)

 




Foto: Marta Kolafová