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Fakten zur Aufführung 

SALOME
(Richard Strauss)
11. Januar 2009 (Dernière)
(Premiere: 13. September 2008)

Theater Pforzheim


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Begierden

Es ist ein gezieltes Chaos der Begierden, das Wolf Widder auf die klar strukturierte Bühne des Theaters Pforzheim stellt: „Begierden“ nach sexueller Erfüllung, nach prophetischen Heilserwartungen, nach existentiellem Sinn. Die suchende Salome ahnt im Propheten das Medium für eine spirituelle Existenz, endet in letaler Hoffnung. Widder führt eine Tänzerin als Protagonistin des Schleiertanzes ein – Salomes Alter Ego, das im Finale als Symbol für die Sehnsucht nach „Ewigkeit“ steht.

Sibylle Schmalbrocks eher spartanische Bühne mit einer Schräge als Spielfläche, dem gekippten Giebel einer antiken Villa und einem Einstiegsloch in Jochanaans Verlies kontrastiert mit konventionell-aktualisierenden Kostümen.

Markus Huber leitet das hoch konzentriert aufspielende Städtische Orchester Pforzheim zu einem ungemein differenzierten Klang, orientiert sich an den impulsiven Strauss-Vorgaben, lotet die markante Expressivität der Komposition nachhaltig aus und kommuniziert divergente Empfindungen in nachgerade soghafter Intensität – dabei gilt seine permanente Aufmerksamkeit den Solisten auf der Bühne!

Mit Mary Anne Kruger agiert eine verhalten leidenschaftliche Salome, vermittelt stimmliche Emotion, gelangt über eine fast pastos wirkende Grundlage zu dramatischen Höhen bis zu ekstatischen Exaltationen – dabei ohne Schärfen in den souveränen Forte-Passagen, mit faszinierend-fragiler Leidenschaft und subtiler Emotionalität; brillant-virtuos!

Matthias Grätzel ist ein geiler Herodes mit schneidend-hellem Tenor, korrespondierend mit der lüsternen Herodias Dorothea Geipels und ihrer einschmeichelnd-aggressiven Phrasierungskunst. Joachim Fuchs gibt einen fanatisch-unterkühlten Jochanaan mit differenzierendem Bariton-Klang, allerdings ohne stimulierendes Volumen. Lemuel Cuentos verwirrt-erotisierter Narraboth beeindruckt durch kernige Intonation und Marie-Kristin Schäfer vermittelt die pubertären Gefühle des Pagen mit unbefangener Stimme. Die weiteren Rollen sind typengerecht besetzt und präsentieren stimmliche Kompetenz.

Das Pforzheimer Publikum lässt sich – nach anfänglichen Husten-Exzessen und nervösem Getuschel – vom magischen Geschehen, von der rauschhaften Musik und vom imaginierenden Gesang in Bann ziehen – gespannte Aufmerksamkeit, mit lang anhaltendem enthusiastischen Applaus, sogar einigen Bravos am Schluss. Große Oper mit animierender Tiefe ist in Baden angekommen. (frs)
 




 
Fotos: Sabine Haymann