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Fakten zur Aufführung 

DER ROSENKAVALIER
(Richard Strauss)
5. Oktober 2008

Poly Theatre Beijing


Points of Honor                      

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Regie

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Rosenkavalier zum ersten Mal zum Gast in Beijing

Über 400 Musiker, Sänger, Techniker und 16 Container Bühnenbild, Kostüme und Instrumente aus Berlin haben in Beijing einen Rosenkavalier gegeben. Das Ensemble der Deutschen Oper Berlin hat einen in der deutschen Tradition stehenden, aber dennoch modernen Rosenkavalier dem Chinesischen Publikum dargeboten. Die Aufführung war eine der wichtigsten Opernaufführungen des diesjährigen Beijing Music Festival.

Besetzung und Technik entsprechen dabei größtenteils dem Team der Berliner Vorstellungen, nur die Hauptdarsteller haben sich unterschieden. Das Highlight war auf jeden Fall der weltbekannte Bassist Kurt Rydl als Ochs, der als grober und eingebildeter Lüstling agierte. Er war der Star des Abends. Seine große Stimme überzeugte das Publikum schon bei seinem ersten Auftritt auf der Bühne. Noemi Nadelmann sang die Feldmarschallin. Man konnte dabei fühlen, wie einsam, zart und gutherzig sie ist. Ihre Schlüsselstelle war dabei am Ende der ersten Szene, als Octavian zu Sophie geht und ihr die Silberrose bringt. Sie ist verzweifelt, dass die Schönheit und Jugendzeit schnell vorbei geht und sie eines Tages eine alte Frau wird. Sie hat Angst, dass Octavian sie verlassen wird, aber sie muss ihn gehen lassen. Der Schmerz und die Einsamkeit war in dieser Szene ganz greifbar.

Ebenfalls auf der Bühne waren zwei junge Sängerinnen, Antigone Papoulkas (Octavian) und Ofelia Sala (Sophie). Beiden waren sehr beeindruckend und faszinierend. Ofelia ist in der Rolle der Sophie bereits international anerkannt.

Der Regisseur Götz Friederich hat das Geschehen verzaubert. Gottfried Pilz entwickelt dazu eine kommunikativ stimulierende Bühne, schafft imaginierende Handlungsräume, die in ihrer raffinierten Konstellation für bezwingende Eindrücke sorgt.

Die Bühne des ersten Akts war so einfach wie stimmungsvoll. Durch Spiegelreflexionen wurde der Spielraum optisch erweitert. Ein schlichter Vorhang teilte die Bühne in zwei Räume, einen blauen und einen roten. Die beiden Farben spiegelten vielleicht auch zwei Seiten der Liebe, nämlich die Traurigkeit der Feldmarschallin und die Leidenschaft des Octavian. Im zweiten Akt zeigte sich die Bühne schön und glänzend, so dass man sich im Wiener Adel der damaligen Zeit wiederfindet. Ein surrealistischer Tanz bestimmt das Vorspiel des dritteln Akts, wo Geister mit zwei verschiedenen Gesichtern in der Dunkelheit tanzen. Ein mysteriöser Effekt mit einem gewollt komischen Element.

Das Orchester der Deutschen Oper Berlin unter der Leitung von Ulf Schirmer spielte ausgezeichnet. Das Poly Theater in Beijing ist für Operaufführungen dem chinesischen Publikum als ein hervorragender Ort bekannt. Das Publikum war begeistert, da man eine Deutsche Oper auf diesem Niveau in China selten zu sehen und hören bekommt. Ein lang anhaltender Applaus unterstrich diesen Eindruck. Das Publikum bestand überwiegend aus Opernliebhabern, Musikfachleuten, Schauspielern, deutschen und chinesischen Sponsoren und deren Gästen, sowie Studenten aus Beijing. Viele darunter sind gestandene Opernfans, die unbedingt europäische Opernaufführungen besuchen wollen, wenn solche in Beijing stattfinden.

Es war etwas schade, dass die Aufführung nicht ganz voll besetzt war, da viele Konzertkarten von Sponsoren beansprucht wurden, von denen dann einige nicht anwesend waren. Das führte dazu, dass bei ausverkauftem Haus trotzdem nur ca. 80 Prozent der Plätze besetzt waren. Vor dem Theatereingang stand noch viele Manschen, die noch gerne eine Karte gehabt hätten……

Lin Zhu (http://www.eurovista.com.cn/)

(Bearbeitung: Johannes Graulich)