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Fakten zur Aufführung 

DER RAUB DER LUKREZIA
(Benjamin Britten)
6. Juni 2003


Fürstbischöfliches Opernhaus Passau




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Erschütterndes Cosi fan tutte

Im Opernhaus Passau lässt die stringente Regie von Roland Schwab keinen Zweifel daran, dass der deutsche Titel von Brittens "Der Raub der Lukrezia" ein Understatement gegenüber dem englischen "The Rape (Schändung, Vergewaltigung) of Lucretia" ist. In diesem Gleichnis der Gewalt sind Männer skrupellose Machtmenschen: Yuppies in dunklem Anzug, mit Sonnenbrille, Aktentasche und Golfschläger im Anschlag. Frauen sind Huren im Dominalook oder grotesk unschuldige Weibchen in strahlendem Weiß. Doch ganz eindeutig trennt Schwab nicht zwischen Opfer und Täter. Zu Brittens schwebender "Gute-Nacht-Szene" am Ende des ersten Aktes inszeniert er ein prickelndes Spiel der Verführung; Lukrezia und ihre Dienerinnen erliegen fast dem Reiz des Peinigers. In diesem bitter ernsten Cosi fan tutte können sich seine Komplizen ihrer Verantwortung nicht entziehen; Lukrezia wird Opfer auch ihres eigenen Mannes. Schwab löst damit ihren Suizid aus dem christlichen Kontext von Scham und Keuschheit der Erzähler heraus, macht ihn zu einem zwingenden "menschlichen" Akt.

Die Bühne von Karin Fritz unterlegt die Gewaltorgie nicht immer glücklich mit einem zeit- und ortslosen Silbergrau schräger Flächen und Stäbe, die ab dem zweiten Bild ein darin versenktes Orchideenbeet einrahmen.

Piotr Rafalko und Annabelle Pichler sind eindrückliche Erzähler. Während Pichler mit starkem und dunkel timbrierten Sopran überzeugen kann, neigt Rafalko zum Forcieren und Anschluchzen hoher Töne. Das brachiale Auftreten der drei männlichen Protagonisten, Collatinus (Marcus Pelz), Junius (Peter Tilch) und Tarquinius (Christophe Duringer) übertrug sich leider auch auf die Stimmen: stimmlich fest in der Deklamation und ungenau in den Kantilenen, boten sie erst im zweiten Akt eine gute Vorstellung. Herausragend die Lukrezia von Elizabeth Immelmann, die vibratoreich alle Emotionen der Titelfigur auszudrücken vermochte.

Die musikalische Leitung von Guido Klaus wurde klanglich vor allem den labilen Stimmungen gerecht, praktizierte keinen sezierenden Spaltklang, sondern stellte das sinnliche Moment heraus.

Überraschend zahlreich war das Publikum in diese x-te Vorstellung in die Provinz gekommen, dabei schienen die allermeisten gewusst zu haben, was sie erwartete. Der kräftige Applaus sei mein Zeuge. (tv)