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Fakten zur Aufführung 

OTELLO
(Giuseppe Verdi)
23. Mai 2009
(Premiere: 16. Mai 2009)

Theater Passau

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Große Oper im Kleinen Haus

Eine kühne geschwungene Konstruktion mit Möglichkeiten der Drehbühne imaginativ variierbar – dazu die Protagonisten in opulent-archaisierenden Kostümen: Dorothee Schumacher und Lutz Kemper schaffen auf der begrenzten Bühne des atmosphärisch dichten Theatersaals in Passau die räumlich-optischen Voraussetzungen für „große Oper“.

Jonathan Lunn geht es entsprechend um „große Gefühle“ – Otello als gefeierter disparater Held, unfähig zur absoluten liebenden Beziehung. Lunn setzt dieses grundlegende Problem um in intensives Bühnenhandeln, vermag zwischenmenschliche Kontakte eindrucksvoll zu vermitteln, verzichtet auf spektakuläre Posen an der Rampe und lässt sich ein auf deutendes Spiel.

Das Passauer Sänger-Ensemble wird diesem Anspruch großer Oper grandios gerecht: Karla Bytnarová überzeugt als eine liebend-leidende, entsagende Desdemona: ein Sopran mit unwiderstehlichem Timbre, anrührend in den intensiven Piani, verzweifelt in den dramatischen Passagen – allerdings mit einem exzeptionellen Nachdruck, der an die Grenzen stimmlichen Durchhaltevermögens geht! Oscar Imhoff verleiht dem Otello tragische Konturen, überzeugt mit strahlenden bravourösen Tönen, vermag mit agiler Stimmgebung diffizilen Emotionen Ausdruck zu verleihen. Kyung Chun Kim ist ein aggressiv-intriganter Jago, verfügt über einen ungemein kraftvollen Bariton mit beeindruckenden Variationsmöglichkeiten. Das Passauer Ensemble beweist erstaunliche Kompetenz: Thomas Helm als stimmstarker Cassio, Albertus Engelbrecht als Rodrigo, Evert Sooster als souveräner Lodovico, Anna Janiszewski als zweifelnd-erschütterte Emilia; dazu Alwin Schmidt und Wolfgang Forster als Montano und Herold.

Die Niederbayerische Philharmonie legt sich unter der intensiven Leitung von Basil H. E. Coleman mächtig ins Zeug – sprengt in dramatischen Phasen die akustischen Möglichkeiten des historischen Hauses, gerät aber niemals in die Nähe eines lärmenden Klang-Fetischismus’, vermittelt vielmehr durchaus transparenten Klang in wohl kalkulierter Abstimmung mit der Bühne – geprägt von musikalischer Inspiration, entsprechend dem individualisierenden Inszenierungs-Konzept.

Das Passauer Publikum liebt offenkundig das kulturelle Zentrum Niederbayerns, fühlt sich im traditionsreichen Theater wohl, geht auf das angebotene Deutungs-Angebot bereitwillig ein – und ist nachgerade stolz auf das musikalisch-sängerische hohe Niveau des Musiktheaters. Von Herzen kommender intensiver Applaus! (frs)

 


 
Fotos: Theater Passau