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Fakten zur Aufführung 

TRISTAN UND ISOLDE
(Richard Wagner)
26. November 2008
(Premiere: 12. April 2005)

Opéra National de Paris
Opéra Bastille


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Kino für die Ohren


Ein letztes Mal wurde in Paris die Inszenierung von Peter Sellars aus dem Jahr 2005 wieder aufgenommen. Im Zentrum dieser Produktion stehen und wirken zusammen mit Wagners Musik die spektakulären Videos von Bill Viola, die jegliche Szenerie ersetzen.

Waltraud Meier ohne stimmliche Ermüdungserscheinung und mit blendend jugendlichem Aussehen glänzt als empfindsame Isolde neben dem etwas hölzernen aber kraftstrotzenden Clifton Forbis als Tristan. Herausragend besetzt sind auch die Brangäne mit der jungen Ekaterina Gubanova und König Marke mit dem deutschen Bass Franz-Josef Selig.

Semyon Bychkov hat die musikalische Leitung und setzt ganz auf extrem breit gespannte Bögen, die sich mit dem Zeitlupentempo der Videos zu einem sehr meditativen Gesamterlebnis vereinen. Etwas mehr Zug zwischendurch wäre in Anbetracht der Länge des Werkes durchaus vertretbar.

Die Personenführung durch Peter Sellars ist bis auf die Auftritte des Chores, der Brangäne und des Steuermannes im Zuschauerraum nicht weiter erwähnenswert. Schwarz gekleidet vor schwarzem Hintergrund verschwinden die Sänger auf der Bühne unter der übermächtigen Leinwand, auf der die Film-Doubles der beiden Hauptpersonen umso präsenter erscheinen. Schade für eine Darstellerin wie Waltraud Meier. Trotz des hohen künstlerischen Wertes dieser Produktion vermisst man am Ende das „Erlebnis Tristan und Isolde“. Man hat eine beeindruckende Show von Viola zu Wagners live gesungener Oper erlebt, aber keine wirkliche „Nacht der Liebe“.

Das Pariser Publikum in der ausverkauften Bastille-Oper ist dennoch hellauf begeistert und jubelt nach jedem Akt. Ein einzelner Zwischenrufer bekundet seinen Unmut über die Inszenierung – doch so einfach sollte man es sich nicht machen. Vielleicht das nächste mal etwas weniger Viola zugunsten der Bühnendarsteller?

Ingrid Franz