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Fakten zur Aufführung 

VANESSA
(Samuel Barber)
12. Mai 2006 (Premiere)

Teatro Massimo (Palermo)

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Musik

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American Opera

Amerikanische Oper in Europa – das hiesige Publikum macht es sich nicht leicht mit der Rezeption. Aber es wird daran gearbeitet – auf beiden Seiten. Jetzt hat Jan Latham-Koenig – seit knapp einem Jahr musikalischer Leiter des Orchesters des Teatro Massimo in Palermo – Samuel Barbers Oper „Vanessa“ (Giancarlo Menotti, Libretto) präsentiert. 1958 an der New Yorker Metropolitan Opera uraufgeführt, wurde sie in vielen nachfolgenden Produktionen in den USA begeistert aufgenommen. Und es gibt eine gute Aufnahme (CD) mit Susan Graham in der Hauptrolle der Vanessa.

Die Zuschauer in Palermo reihten sich da aber in die europäische Tradition ein: Sie applaudierten nach der Vorstellung sehr zurückhaltend, so kurz und kraftlos, dass die Protagonisten ratlose Gesichter zeigten. Ein wenig mehr Zuspruch hätten sie wohl doch erwartet – und verdient.

Auf jeden Fall haben Sänger ihr Bestes gegeben, denn die Oper ist schwer zu singen. Die Sopranistin Jeanne-Michele Charbonnet bewältigte die hoch dramatische Rolle der Enddreißigerin Vanessa mit Bravour. Brigitte Pinter als ihre Nichte Erika überzeugte darstellerisch und stimmlich. Ihr gelangen fast alle Nuancen, die ihr die Rolle lässt. Gerard Powers als Anatol, ein Mann zwischen zwei Frauen, sich schließlich für die ältere entscheidend, hätte noch mehr Geheimnis in die Verkörperung seiner Figur einfließen lassen können. Fabio Previati (alter Doktor) und Ercole Mario Bertolino (Nicholas) agierten souverän und bühnenpräsent.

Chor und Orchester kannten ihre Aufgabe. Leider war das Orchester oft zu laut. So hatten es die Sänger nicht leicht, sich durchzusetzen. Ein großes Manko war die mangelnde Textverständlichkeit. Da halfen sogar die italienischen Übertitel, wenn man nur rudimentäre Italienisch-Kenntnisse hatte.

Der Regisseur Cesare Lievi verfrachtete die Spielhandlung in eine äußerst traditionelle, langweilige Inszenierung. Schade.

Barbers tonale Partitur ist schwer umzusetzen. Der erste Klangeindruck täuscht. Jan Latham-Koenig sei gedankt für seinen Mut für diese Produktion. Auf jeden Fall lohnt eine Reise in dieses schöne Theater, das 1998 nach lange verschleppter Restauration wieder eröffnet wurde.

Rund 500 Meter entfernt befindet sich übrigens das „Grand Hotel et des Palmes“ (Via Roma, 398), in dem Richard Wagner den letzten Akt des Parsifal schrieb. (gh)


Fotos: Franco Lannino © Studio Camera