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Fakten zur Aufführung 

DER ZIGEUNERBARON
(Johann Strauß)
17. November 2007 (Premiere)

Theater Osnabrück


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Nestroy-Posse

Das ist schon als verwickelte Geschichte unerhört verwirrend: Da gibt es eine Vorgabe aus den lange zurückliegenden österreichisch-ungarischen Kriegen gegen die Türken, die im Zeitgefühl der k.u.k.-Monarchie zur Strauß-Zeit operettös karikiert wurde und nun – im wiederum historisch geadelten – Nestroy-Stil ironisch gebrochen punktuell aktualisiert wird.

Matthias Oldag geht diese historische Konfusion lustvoll an, bewegt sich damit auf den Pfaden der Nestroy-Posse -- und stößt trotz (oder wegen?) aller offenkundigen Anachronismen auf skeptische Zurückhaltung. Das aufgekratzte Publikum vermisst offenbar die Leichtigkeit des Spiels und lässt sich nicht aus der Reserve locken.

Das liegt aber vor allem an der gebremsten Spielfreude des behäbigen Chors, der niemals die geforderte Leidenschaft entwickelt. Und auch das Sängerensemble erfüllt nicht die gespannten Erwartungen: Yoonki Baek lässt als Barinkay tenoralen Glanz vermissen; Katerina Sokolova-Rauers Saffi agiert wie ihr eigener Schatten, setzt ihre Sopran-Kraft nur zurückhaltend ein; und die kleineren Rollen bleiben blass. Da erfreut Iris Marie Kotzian als quirlige Arsena mit bravouröser Soubretten-Attitüde, und Mark Hamman präsentiert einen Fleisch-Mogul Zsupan als verblüffend aktuellen Kommerz-Charakter und gibt ihm erfrischend artikulierende Stimme, singt die beeindruckenden Möglichkeiten seines flexibel ausdrucksvollen leichten Basses mit großer Ausdruckskraft!

Anna Kirschsteins assoziationsreiche Bühne mit (historisch) verfallener Schlosskulisse und (kapitalistisch) renovierter Schau-Architektur sowie die historisch-modisch changierenden Kostüme von Mathias Rümmler sollten aber Garanten für Erfolge in den kommenden Aufführungen sein – zumal die inszenatorischen Einfälle Oldags bei größerem Engagement der Akteure ihre stimulierende Wirkung nicht verfehlen dürften.

Und wenn das leidenschaftslose Osnabrücker Symphonieorchester sich an die eigene Kompetenz erinnert, wird auch unter der Leitung von Marius Stieghorst aus dem Graben mehr lebendige Musik erklingen als das bei der lähmenden Langeweile zur Premiere der Fall ist.

Das Osnabrücker Musiktheater verkauft sich nur einmal unter Wert!
(frs)

 








Fotos: Theater Osnabrück