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Fakten zur Aufführung 

DER ROSENKAVALIER
(Richard Strauss)
9. Juli 2004


Theater Osnabrück




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Lieblos alternd

1911, 1931, 1951: In Osnabrück altert die Zeit, altern die Protagonsten, bleiben allein Oktavian und Sophie ewig jung. Michael Schult inszeniert das "Altern als solches", reichert die Hofmannsthal-Dichtung durch larmoyante Texte Sandor Marais an, reißt damit den melancholischen Faden individuell auseinander, lässt die Personen zusammenhanglos nebeneinander auf der Bühne stehen und krönt das inszenatorische Missverständnis mit peinlich an Krückstöcken humpelnden Ochs und Marschallin.

Auch das Osnabrücker Symphonieorchester scheint von diesem Klischee unabweisbarer Sentimentalität infiziert: Hermann Bäumer verweigert sich dem drängenden Konflikt der effektvollen Strauss-Musik, schwelgt weder in den wienerischen Harmonien noch kostet er die elektrisierenden Passagen mit ihren frappierenden Dissonanzen aus.

Karen Fergusons Marschallin wird eben alt, singt ohne Vermittlung der existentiellen Brüche einer frau, die ihr Altern verstört-akzeptierend wahrnimmt. Sophie Marriley lässt niemals spüren, was denn an erotischen Potentialen zu vermitteln ist, wenn der Octavian eine Frau ist, die einen Mann spielt, der eine Frau spielt. So bleibt Marietta Zumbülts wunderbar lyrische Sophie und ein Christoph Stephinger, der offenkundig Probleme mit der Regie-Vorgabe eines zeitüberschreitenden Ochs hat, aber stimmlich-darstellerisch überzeugen kann. Für das Ensemble bleiben ansonsten wenig dankbare Aktionen.

Das hat auch mit dem uninspirierten Bühnenbild von Jan Bammes zu tun: Zeitbezug auf Teufel komm heraus, ohne Magie, ohne Intimität (zudem: 1951 als TV-Spektakel abzubilden geht an der Realität vorbei; in dem Jahr konnten gerade mal Amerikaner die Anfänge der Glotzen-Faszination erleben, von Videokameras ganz zu schweigen).

Das Osnabrücker Publikum erlebt kurz vor Schluss der letzten Aufführung der Spielzeit den wunderbaren Auftritt eines Requisiteurs, der das langsam ausklingende Finale nutzt, um Sophies Tuch von der Bühne zu holen. Doch: die Stimmung ist gut; das Osnabrücker Theater hat einen großen Kern zustimmender Fans. Und das ist schön! (frs)


Karten unter (0541) 323-3314


Foto: © Jeffrey Delannoy