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Fakten zur Aufführung 

DON CARLO
(Giuseppe Verdi)
17. Oktober 2008
(Premiere: 20. September 2008)

Den Norske Opera Oslo


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Große Oper – repräsentativ

Marco Guidarini läuft mit dem spielfreudigen Norske Opera Orkester zu großen Gesten auf, hat einen untrüglichen Sensus für dramatische Effekte, liebt die dynamischen Kontraste – und ist ein imaginierender Partner der Solisten auf der Bühne.

Frode Olsen gibt einen altersklug-nachdenklichen Philipp, verleiht ihm distinguiertes Timbre und beeindruckt mit adäquater Artikulation. Alfred Kim braucht einige Zeit, um mit seiner kraftvollen Stimme die nötigen stimmlichen Differenzierungen des Carlo bewegend zu vermitteln. Birgitte Christensen ist eine eher leidens-geplagte Elisabeth mit verhaltener Sehnsucht nach dem Glück, stimmlich sehr kontrolliert mit einer emotionalen Mittellage und leidenschaftlichen Höhen. Ketil Hugaas verleiht dem Großinquisitor brutale Macht, stimmlich an die Grenzen gehend. Mit Marek Lipok als Lerma, Silvia Moi als Tebaldo mit variablen Registerwechseln und Magne Fremmerlid als düsterem Mönch ist das Osloer Ensemble vortrefflich vertreten. Peter Mattei ist ein blendend aufgelegter Rodrigo mit enormer Stimmkraft und einem differenzierten Helden-Bariton – eine rollentypisch perfekte Besetzung - wenn sich dieser begnadete Sänger nur ein wenig agiler bewegen könnte! Als zerrissene Eboli wird Kathuna Mikaberidze zum bewunderten Mittelpunkt des Abends: Eine glanzvolle Bühnen-Erscheinung, darstellerisch hoch intensiv – und mit einem Mezzo gesegnet, dem keinerlei Nuancen fremd sind - dämonische Tiefen, eine ausdrucksstarke Mittellage und artistische Höhen mit schier unendlicher Kraft und emotionalisierendem Ausdruck. Schade, dass die Regie dieser phantastischen Sänger-Darstellerin nicht mehr Chancen zum Ausleben ihrer Möglichkeiten gibt.

Nicholas Hytner verzichtet auf die Entwicklung der so ambivalenten Charaktere, ignoriert die immanenten Konflikte des Dramas – reduziert die Inszenierung auf das Arrangieren von Konstellationen.

Bob Crowleys Bühnen-Architektur ist routiniert-dekorativ, bleibt – wie die üppigen Kostüme – historisierend, ohne Elemente emotionalisierender Leidenschaft. Sogar das Autodafé bleibt ein statisches Dekorum.

Und das Publikum in der vollbesetzten neuen Oslo-Oper reagiert entsprechend: da haben einige mit ihren mitgebrachten Winter-Klamotten zu kämpfen, da kämpft sich eine junge Novizin mitten in der Eboli-Arie auf ihren Platz inmitten des Parketts und da wird intensiv über die Titel in den Rücklehnen der Sitze kommuniziert. Aber – Triumph der Verdi-Musik und der brillanten Sänger! – Am Ende herrscht Begeisterung im Auditorium. Die Koproduktion mit Covent Garden und der Met setzt offenbar einen Maßstab für die neue Norske Opera Oslo. (frs)








Fotos: Erik Berg