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Fakten zur Aufführung 

KISS ME, KATE
(Cole Porter)
2. Mai 2010 (Premiere)

Theater Osnabrück


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Wer zähmt die Widerspenstige?

Theater auf dem Theater: die Schauspieltruppe von Frank Graham probt Shakespeares Der Widerspenstigen Zähmung, mit Katharina in der Hauptrolle. Eine Megäre mit scheußlich divenhaften Allüren und Grahams Ex-Frau. Aber so biestig gibt sich Katharina offenbar nicht nur in ihrer Rolle auf der Bühne, sondern auch im „ganz normalen“ Leben. Kein Wunder, dass sich das Paar hat scheiden lassen – und dennoch aufeinander angewiesen ist.

Cole Porter hat aus diesem doppelten Spiel sein unsterbliches Musical Kiss me, Kate gemacht, jetzt ist es in einer durch und durch fulminanten Inszenierung des Österreichers Thomas Enzinger im Theater Osnabrück zu erleben. Selten gab es in diesem Haus einen derart orkanhaften Premierenapplaus. Der galt vor allem Eva Schneidereit: eine umwerfende Darstellerin, eine grandiose Sängerin, die ihre Rolle als giftig fauchende Zicke so richtig genoss und in allen Facetten ausspielte. Aber da gab es auch Momente ganz großer Gefühle wie in ihrem Song "Ich bin dein für alle Zeit", den Eva Schneidereit mit einer strömenden Wärme ausstattete, die jeden Eisblock zum Schmelzen bringen musste. Und dann ihre melancholische Erinnerung an glanzvolle Augenblicke, die sie mit Fred hatte erleben können („Wunderbar, wunderbar, diese Nacht so sternenklar“). Oliver Meskendahl ist dieser Fred und changiert zwischen kalkulierendem Theaterdirektor und doch noch immer irgendwie liebendem Ex-Gatten.

Der großartige Erfolg der Osnabrücker Produktion geht aber aufs Konto des gesamten Ensembles, einschließlich der von Nanine Linning geleiteten Dance Company. Katja Buhl kreiert eine virtuose, ja atemberaubende Choreografie für die vielen Tanzszenen – ein Fest für die Augen! Genauso wie die Kostüme von Toto Mittelstädt. Da wird auf der Bühne ganz klassisch die Shakespeare-Zeit zitiert, für die Handlung hinter der Bühne genügt eine Garderobe aus Spiegelglas, in der sich der zwischenmenschliche Beziehungsstress drastisch entfalten kann. Verbale Schlagfertigkeit und Situationskomik – nicht zuletzt damit punktet die Osnabrücker Inszenierung.

Neben Eva Schneidereit und Oliver Meskendahl macht Mark Hamman als Shakespeare-Vater Baptista eine äußerst gute Figur, Tracy Plester ist – neben Katharina – seine zweite Tochter namens Bianca, auf die so mancher Mann längst seine Blicke wirft. Zum Beispiel Gremio, Hortensio und Lucentio (Tadeusz Jedras, Stefan Kreimer und Andreas Früh) – herrlich spielende, herrlich singende Darsteller. Urkomisch Steffen Scheumann und Silvio Heil als die beiden dümmlichen Ganoven, die Fred Grahams vermeintlichen Schulden eintreiben sollen und unfreiwillig mitten ins Shakespeare-Geschehen geraten. Neven Nöthig, Andreas Schön und Sylke Schmidt legen in die kleineren Partien viel Sorgfalt.

Musikalisch bleiben keine Wünsche offen, auch nicht im Hinblick auf das Osnabrücker Symphonieorchester. Till Drömann und seine Combo liefern einen Cole Porter-Sound vom Feinsten.

Christoph Schulte im Walde

 











Fotos: Uwe Lewandowski