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Fakten zur Aufführung 

IDOMENEO
(Wolfgang Amadeus Mozart)
17. Januar 2009 (Premiere)

Theater Osnabrück


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Happy End

Idomeneo kommt nicht heraus mit der Sprache, dass es sein eigener Sohn ist, den er opfern soll; Elettra will partout, was sie nicht bekommen kann: den von ihr geliebten Idamante; der wiederum tappt im Dunkeln, weshalb sich sein Vater ihm gegenüber so abweisend verhält. Und dann Ilia, Tochter des geschlagenen trojanischen Königs: sie kann nicht länger verschweigen, dass sie unsterblich verliebt ist in Idamante. Dies die Situation im letzten Akt von Mozarts 1781 uraufgeführter Zwitteroper – halb Seria, halb Tragédie lyrique.

Bis zu diesem Zeitpunkt, dem großen Quartett, in dem sich manche der Beziehungen klärt, passiert eigentlich nicht wirklich viel in der Oper. Nicht viel dramatisches zumindest. Schon gar nicht in Carin Marquardts Osnabrücker Inszenierung. Im Grunde geht es ihr um die Nacherzählung der antiken Geschichte von Rettung aus dem schäumenden Meer, daraus resultierendem Opfer, unglücklicher, weil unmöglicher Liebe – und dem lieto fine.

Ein bisschen wird „modernisiert“. Manfred Kaderks Bühne ist ein schwarzer, lebensfeindlicher Küstenfels, an dessen Strand sich der Zivilisationsmüll ansammelt. Kein Wunder, das die Seuche nicht lange auf sich warten lässt – Fluch der Götter wegen des bislang verweigerten Opfers. Die Bevölkerung stapft in Schuhen über die Bühne, die, vor Kontamination sicher, in hermetischen Plastiktüten stecken. Am Ende erscheint Neptun als Deus ex machina und führt zusammen, was von Anfang an zusammengehört: Idamante beerbt seinen Vater, Ilia wird seine Gemahlin. Beide bekommen ihr Krönchen . Marquardt gelingen immer wieder schöne Szenen, einen großen Bogen, eine durchgängige Kernaussage lässt ihr Idomeneo aber vermissen.

Ganz so feierlich, ganz so festlich und erlöst wirkt dieses Mozart-Ende in Osnabrück allerdings nicht. Das geht vor allem als Minus-Punkt auf das Konto der Osnabrücker Symphoniker, bei denen es am Premierenabend eigentlich von Anfang an hakelte und deren Mozart-Klang schlichtweg glanzlos blieb. Erstaunlich, denn sonst leistet GMD Hermann Bäumer mit seinem Orchester wirklich kontinuierlich gute Arbeit. Hier aber mitnichten: da gibt es unbedingt Nachholbedarf in Sachen Präzision, Intonation, Koordination mit dem Sängerensemble auf der Bühne und, und, und.

A propos Sänger: auch da ist es in dieser Inszenierung nicht überall aufs Beste bestellt. Gunnar Gudbjörnsson in der Titelpartie macht seine Sache gut, mit einem kernigen, wenn auch etwas engen Tenor, der gegen Ende hin noch etwas enger wird. Yoonki Baek als Idamante formt Töne, die stets ein wenig larmoyant wirken - geschluchzt, aber oft nicht präzis gebildet und stabil gehalten. Nun kann man von einem „ganz normalen“ und deshalb sehr vielseitig geforderten Stadttheater-Ensemble nicht erwarten, dass es durchweg mit ausgewiesene Mozart-Stimmen aufwartet. Über die verfügt auch Susanne Schubert nicht. Ihre Elettra ist vor allem eines: rachsüchtig! Und an dieser ihrer Bestimmung lässt sie auch nirgends einen Zweifel. Als langhaariges Blondchen mit rot lackierten Stöckelschuhen angelegt, füllt sie diese Rolle glaubhaft aus. Natalia Atamanchuk als entwurzelte Trojanerin, die auf Kreta zufrieden ihre neue Heimat gefunden hat, steigert sich im Laufe des Abends vom leicht flackerhaften Beginn bis zum großen Liebesbekenntnis. Ein schönes Rollenportrait! Auch der junge Kolja Hosemann bringt für den Arbace und seine prominenten Auftritte genügend Selbstbewusstsein und Strahlkraft mit. Sang-Eun Shim macht eine tadellose Figur als Oberpriester des Neptun und setzt wirkungsvoll seinen intonationssicheren, ebenmäßigen Tenor ein.

Osnabrücks Premierenpublikum reagiert nicht gerade überschwänglich. Es erinnert sich, dass es auf dieser Bühne spannendere Inszenierungen gegeben hat und bleibt mit seinen Akklamationen während der Aufführung deutlich zurückhaltend. Am Ende jedoch kommt lebhafter Beifall auf, das Regieteam kann wohlwollenden Applaus entgegennehmen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Christoph Schulte im Walde

 








 
Fotos: Klaus Fröhlich