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Fakten zur Aufführung 

DER VETTER AUS DINGSDA
(Eduard Künneke)
4. Januar 2009
(Premiere: 29. November 2008)

Theater Osnabrück


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Auf dem Campingplatz

Was liebt man eigentlich, wenn man liebt: den magischen Klang eines Namens – oder einen Menschen aus Fleisch und Blut, wie er gerade vor einem steht? Für Julia de Weert eine klare Sache: sie liebt den, dem sie vor sieben Jahren ewige Treue versprach, seitdem aber nie wieder sah. Der heißt Roderich, machte damals die Biege nach Batavia – und war fortan „der Vetter aus Dingsda“. Jetzt kommt er zu Onkel, Tante und Nichte Julia zurück. Oder doch nicht?

Eduard Künnekes Verwechslungskomödie kann ziemlich unterhaltsam, äußerst lustig, mitunter sogar schrill geraten. Dafür sorgt Regisseurin Katja Wolff, die temporeich inszeniert, auch jeden Nebenschauplatz im Blick behält – und vor allem das Ganze auf einen Campingplatz verlegt (Bühne: Martin Fischer). Da stehen zwei Wohnwagen in einem Wald, der vom sauren Regen arg gebeutelt ist, was dem Urlaubsgefühl jedoch keinen Abbruch tut. Hans und Karl schmeißen den Kiosk, in dem man alles haben kann, was das Camperherz begehrt.

Da kommt ein fescher Hallodri daher: „Ich bin nur ein armer Wandergesell’“. Im Nu ist er in Julia verliebt – et vice versa. Ist das Roderich, der Heimkehrer? Er muss es sein – meint zumindest Julia!

Ist er nicht, wie sich am Ende herausstellt, als der echte Roderich den Weg von Batavia ins Reich der Camper per Helikopter findet. Julia ist am Boden zerstört. Aber nicht lange. Schließlich siegt das Gefühl ihres Herzens. Und der echte Roderich bekommt sein Hannchen, die sich von jetzt auf gleich in das stattliche Exemplar verguckt hat – et vice versa. Wunderbar, fast alle sind glücklich und zufrieden.

Katja Wolffs Lesart der Erfolgsoperette von Künneke ist geprägt vom liebevollen Umgang mit dem Genre. Da wird nichts verkitscht – aber auch nichts zu bierernst genommen. Und vielleicht ist es diese gelungene Mischung zwischen übertriebenem Herz-Schmerz-Gedusel und einer gehörigen Portion Selbstironie, die diese Produktion so erfrischend und belebend werden lässt.

In dieser Hinsicht ziehen sämtliche Akteure auf der Bühne glänzend mit: alle zwinkern mit den Augen, nicht nur Kolja Hosemann als schicker, schneidiger Wandergesell, dessen Charme sich Julia ebenso wenig entziehen kann wie ihre Freundin Hannchen. In diese Rolle schlüpft Anja Meyer und macht aus ihr eine schräge, etwas einfältige, aber durch und durch sympathische Nudel mit passend quiekiger Stimme. Rebecca Nelsen, kurzfristig für die erkrankte Natalia Atamanchuk eingesprungen, gibt der verliebten Julia eine wunderbar verblendete Mondseligkeit. Heike Hollenberg und Hans-Hermann Ehrich (aus dem Ruhestand als Gast zurück) verleihen Tante und Onkel herrlich schräge Statur – das gilt auch für Silvio Heil und Stefan Igeler als Kioskbetreiber, für Stefan Kreimer als „echten“ Roderich und Mark Hamman als Egon von Wildenhagen.

Betty Dir hat die fantasievollen, stimmigen und detailverliebten Choreografien entwickelt, perfekt umgesetzt vom Ensemble auf der Bühne.

Markus Lafleuer sprintet im Jogginganzug ans Pult im Orchestergraben und animiert die Osnabrücker Symphoniker zu inspirierten Operetten-Klimmzügen. Eine runde, gelungene Sache!

Christoph Schulte im Walde
 










 
Fotos: Uwe Lewandowski