Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

DIE CSÁRDÁSFÜRSTIN
(Emmerich Kálmán)
20. November 2010 (Premiere)

Theater Osnabrück


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Wirbelnde Walzer, feuriger Csárdás

Das wird ein Spaß zum Jahresende im Theater Osnabrück, wenn Emmerich Kálmáns Csárdásfürstin als Silvestervorstellung über die Bühne wirbeln wird. Vor allem das ältere Publikum wird sich angesprochen fühlen von Tobias Bonns Inszenierung ohne Ecken und Kanten. Da läuft alles rund wie weiland in Anneliese Rothenbergers Operetten–Fernsehshows. Es gibt rote Vorhänge, glänzende Abendroben und schicke Anzüge (Heike Seidlers Kreationen überzeugen mit geschmackvollen und ansprechenden Farbkombinationen).

Anna Kirschsteins Bühne besteht aus fünf rechteckigen Portalen, von denen mal Varietévorhänge, mal Ballsaalgardinen herabhängen. Hier lässt Bonn Kálmáns Liebeswirren-Handlung ablaufen - ganz flüssig und mit vielen netten Ideen wie das tanzende Kellnerballett (Choreographie: Marie-Christin Zeisset), ist aber nicht immer sehr detail- und fantasiereich gearbeitet: Oft erschöpft sich die Gestik in althergebrachtem Operettengehabe und die Szenen mit Chor (in schönste Laune gebracht von Holger Krause) wirken mitunter etwas statisch. Auch die Wortwitze geraten je länger je mehr in die Nähe von Kalauern.

Dass der Unterhaltungswert dennoch hoch ist, liegt vor allem an Kálmáns Musik, die immer wieder neu durch ihren Einfallsreichtum, ihre Vielfalt verblüfft. Und all das setzt das Osnabrücker Symphonieorchester unter Kapellmeister Daniel Inbal gekonnt um. Sie entfachen wirbelnde Walzer, zu Herzen gehende Balkanmelodien und auch ganz wundervoll kitschige Momente. Das klingt alles wie aus einem Guss, schon gleich zu Beginn der glutvoll musizierten Ouvertüre.

Sängerdarstellerisch ganz hervorragend, wenn auch von der Regie leicht überzeichnet, ist Mark Hamman als clownesker Graf Boni, den er mit viel Wärme ausstattet. Er wird am Ende vom Publikum lautstark gefeiert, sicher nicht zuletzt für seinen den ganzen Abend lang durchgehaltenen, echt scharfen ungarischen Akzent. Mit dem wartet auch Tadeusz Jedras als fescher Graf Feri auf. Seine angekündigte Indisposition ist nur ein einziges Mal an einer klitzekleinen Stelle zu spüren. Ansonsten macht der Bassist eine prächtige Figur. Typgerecht Heike Hollenberg und Uwe Kramer als Fürstenpaar derer von und zu Lippert-Weylersheim, dessen Standesdünkel am Ende ganz schnell Bodenhaftung bekommt. Ani Taniguchi ist eine in dieser Inszenierung püppchenhaft angelegte und leicht dümmliche Anastasia mit feinem, silberhellen Sopran ohne Scheu vor jeder Höhe.

Die Titelrolle der Sylva Varescu verkörpert Natalia Atamanchuk mit charmantem Akzent in den gesprochenen Passagen. Sängerisch liegt ihr diese Rolle nicht ganz so gut in der Kehle wie viele der Partien, die sie bislang am Theater Osnabrück gesungen hat. Bisweilen neigt sie zu für sie ganz ungewöhnlichen Schärfen. Darstellerisch verkörpert sie den großen Star des Varietés mit großem Selbstbewusstsein und Ausstrahlung. Ihren Geliebten Edwin gibt Marco Vassalli. Er lässt seinem wunderschön strömenden, edlen Bariton freien Lauf und legt all sein Liebesleid in seine Stimme. Ohne Fehl und Tadel schließlich auch Stefan Kreimer als zackiger Oberleutnant Eugen von Rohnsdorff.

Vom ersten Moment an ist das Publikum operettenselig. Da werden Melodien mitgesummt und Kálmáns Schlager begrüßt. Erinnerungen an früher werden wach. Am Ende kennt die Begeisterung kein Halten mehr. Dem Osnabrücker Theater dürfte ein Kassenmagnet beschert worden sein.

Christoph Schulte im Walde












 
Fotos: Klaus Fröhlich