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Fakten zur Aufführung 

CABARET
(John Kander)
25. April 2009 (Premiere)

Theater Osnabrück


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

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Große Wirkung mit sparsamen Mitteln

Ein schwarz gefiederter Totenvogel mit kahlem Geierschädel, immer auf der Bühne präsent, immer in der Mitte des Geschehens – das ist der Conférencier, der durch John Kanders Erfolgsmusical Cabaret führt. Mark Hamman ist dieser Conférencier, ein diabolischer Typ mit ebensolchen Bewegungen, der blitzschnell dafür sorgt, dass einem das spontane Lachen im Halse stecken bleibt. Er ist Dreh- und Angelpunkt dieser Inszenierung und spielt seine Rolle derart lebendig, dass man meinen könnte, sie sei ihm zu einer zweiten Haut geworden.

Osnabrücks Cabaret gereicht dem Regisseur Christoph Biermeier und seinem Team voll und ganz zur Ehre. Und das, obwohl es nirgends Glamour und außer einem goldenen Vorhang auch keinen Glitzer gibt. Die Bühne (Katrin Busching) ist ein Wartesaal mit hölzernen Klappsesseln. Als einziges, wesentliches Requisit wird immer wieder einmal ein Bett auf die Bühne geschoben: die Pension von Fräulein Schneider, in der Clifford Bradshaw als minderbemittelter amerikanischer Neuankömmling in Berlin absteigt. Hier entwickelt sich die Geschichte rund um die heraufziehende Katastrophe der Nazi-Herrschaft, hier spielt sich das Schicksal von Bradshaw und seiner geliebten Sally Bowles ab, schließlich entscheidet sich auch hier die Zukunft von Fräulein Schneider und Herrn Schultz, dem jüdischen Obsthändler. Konzentration auf das Wesentliche also.

Es braucht auch nicht das Üppige, das Überschwängliche einer großen Revue - Judith Peters’ vielfältige, aber zurückhaltende Zwanziger-Jahre-Kostüme reichen völlig aus, um die Berliner Atmosphäre von einst spürbar werden zu lassen.

Ganz entscheidend für diese grandiose Produktion ist Sommer Ulricksons unglaublich ideenreiche Choreographie, die all die differenzierten Stimmungen auszudrücken vermag. Bühne, Kostüme, Regie und Tanz: insgesamt ein Quartett, das den Namen Regieteam wirklich verdient. Und das Osnabrücker Ensemble setzt diese Konzeption spielfreudig um. Ein Lob gilt dem Tanztheater, das auch hier im Musical eine sehr gute Figur macht.

Kolja Hosemann ist als Ernst Ludwig einer jener so harmlos wirkenden Nazi-Mitläufer, die das Regime erst wirklich groß machten, Eva Schneidereit als Fräulein Kost eine großartig geschäftstüchtige Bordsteinschwalbe. Dorothea Geipel überzeugt als vom Leben gebeutelte Zimmerwirtin, Steffen Scheumann gibt den Obsthändler Schultz schauspielerisch brillant, während Marco Vassalli als Clifford durch Natürlichkeit und seine schöne Stimme besticht.

Und Sally Bowles? Patricia Hodell glänzt als würdige Erbin Liza Minellis, tanzt, singt und stellt einfühlsam den gebrochenen Charakter des Stars im Kit-Kat-Club dar.

Auch Till Drömann und seine in den Bereich der Hinterbühne verlegte „Showband“ haben den Applaus redlich verdient: in jedem Moment den richtigen Tonfall, die passende Stimmung zu treffen, das ist schon meisterhaft!

Osnabrücks Premierenpublikum war schier aus dem Häuschen und reagierte immer wieder mit Szenenapplaus. Am Ende enthusiastische Ovationen – völlig zu Recht!

Christoph Schulte im Walde

 












 
Fotos: Klaus Fröhlich