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Fakten zur Aufführung 

DIE BLUME VON HAWAII
(Paul Abraham)
24. November 2009
(Premiere: 14. November 2009)

Theater Osnabrück


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Operette ohne Schmalz

Ein echtes Drama um Aufstand gegen die Kolonialmacht, ein Aufbäumen gegen die Unterdrückung von Ureinwohnern? Katja Wolff entscheidet sich in ihrer Lesart von Paul Abrahams Blume von Hawaii dann doch eher für die Liebesgeschichte mit Happy-End und streut gekonnt Anspielungen auf den von der Kolonialmacht entfachten Massentourismus ein. Jan Freese stellt jedenfalls das Zerrbild eines solchen Südseetraums auf die Bühne: eine Empfangstreppe für Reisende mit großem Aloah-Schriftbogen und einer ananasförmigen Strandbar. Dort tummeln sich die mehr als munteren Akteure des politischen Possenspiels. Paul Abraham komponierte mal jazzige, mal chansonartige Melodien, die den Grad der Verliebtheit der Protagonisten dokumentieren. Klar gibt es das kitschige, aber dennoch schöne „Paradies am Meeresstrand“, aber bisweilen frivole Songs wie das „Diwanpüppchen“ oder „Ich will in deinen starken Händen – happy enden“. Bettina Dir choreographiert sie temporeich und verlangt den Osnabrücker Opernsolisten einiges an Bewegung ab. Dieser Anforderung sind alle gewachsen.

Das Großartige an der Osnabrücker Blume von Hawaii ist aber Kapellmeister Till Drömann mit seiner Combo, die allen Schmalz der nach dem Zweiten Weltkrieg über das Werk gegossen wurde, abwaschen: Heraus kommt eine Revue der Zwanziger Jahre - pointiert, zugespitzt, aber nicht bösartig. Klasse!

Und die Menschen auf der Bühne lassen sich auf diesen Ansatz ein. Sabine Ritterbusch entfaltet ihren großen Sopran als Prinzessin Laya, die sich auf eine Abenteuerfahrt begibt und die große Liebe findet. Bernardo Kim ist ein (womöglich von der Regie so angelegter) etwas statuarischer Liebhaber-Prinz, der aber mit schöner Stimme glänzen kann – ebenso wie sein Widersacher Andreas Früh als Kapitän Stone.

Die wirklichen Stars dieser Blume aber sind diesmal die kleineren Rollen: Anja Meyer als Raka, die nur für die Touristen die dumme Hawaiianerin mimt und Stefan Kreimer als saukomischer John Buffy. Auch Tobias Rott als besserwisserischer Hawaii-Kenner glänzt und rezitiert urkomisch Alexandras „Illusionen“; vor allem aber macht Eva Schneidereit als Bessie eine überaus gute Figur: Sie ist die ganz dumme, dralle Ulknudel, die genau weiß, was sie will und so schön singen kann. Schließlich Mark Hamann als Negerdarsteller Jim Boy - sein „Bin nur ein Jonny“ ist der heimliche Höhepunkt des Abends.

Das Publikum genoss den Trip in die Südsee zu Recht und war zum Schluss ganz aus dem Häuschen.

Thomas Hilgemeier

 










 
Fotos: Uwe Lewandowski