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Fakten zur Aufführung 

DIE VERKAUFTE BRAUT
(Bedrich Smetana)
13. Februar 2004 (Premiere)


Oldenburgisches Staatstheater

Points of Honor                      

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Folklore real

Smetanas "Verkaufte Braut" wird zumeist als folkloristisches Spektakel zelebriert. Andreas Baesler zeigt in Oldenburg die betroffenmachende Relevanz enger sozialer Systeme für das individuelle Leben. Er scheitert jedoch im indifferenten Ausgang für den outcast Wenzel und dem unkritischen Happy-End als Akzeptanz unbegriffen übernommener Normen.

Zuvor allerdings bietet das böhmische Gastro-Ambiente mit Kegelbahn, Kneipenatmosphäre, hereingeschobener "Herrentoilette" und Bühne auf der Bühne von Harald B. Thor einen fantastischen Handlungsraum (wie Leiackers geniale Adaption einer real existierenden spanischen Kneipe für die Essener "Carmen"). Highlight: Die Vorstellung Wenzels in seinem Lebensumfeld durch Dia-Großprojektionen.

Die inszenatorische Intentionen der gebrochenen Charaktere findet jedoch unterschiedliche Entsprechungen in den solistischen Darstellungen: Magdalena Schäfer ist eine wenig inspirierte Marie, stimmlich viel zu hart, in ihrer großen Versagens-Arie ohne emotionale Ausstrahlung, der Hans Niclas Oettermanns wirkt wie ein weißrussischer Amatuer-Mafioso, ist stimmlich angestrengt, ohne geschmeidige Legato-Leichtigkeit, allein Fritz Vitus Kecal überzeugt mit doppelbödiger Attitüde und kernigem Bariton. Die comprimariie bewegen sich routiniert, vermögen keine Akzente zu setzen.

Das Oldenburgische Staatsorchester wirkt unter Eric Solen zunächst sehr konventionell - wohl auch bedingt durch den zwar intimen aber doch sehr trockenen Klang im traditionsreichen Drei-Rang-Haus - verlegt sich auf die dramatischen Passagen im dritten Akt der großartigen Smetana-Musik.

Das eher dröge Oldenburger Publikum folgt hoch aufmerksam, registriert die vielen Inszenierungs-Gags (Wenzel auf dem qualmenden Trecker, die wunderschöne Familien-Zirkus-Szene), fühlt sich durch das harmonische Ende auch nicht provoziert, liebt seine bewährten Solisten und applaudiert lang anhaltend. (frs)






Fotos: © Joachim Hiltmann