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Fakten zur Aufführung 

MOSKAU, TSCHERJOMUSCHKI
(Dimitri Schostakowitsch)
1. Oktober 2006
(Premiere: 24.9.06)

Oldenburgisches Staatstheater

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Beziehungskisten

Verblüffend: Die Schostakowitsch-Operette hat mit Moskau so viel zu tun wie Aida mit dem Suezkanal. David Hermann inszeniert Beziehungskisten in einer durchbürokratisierten Welt: Liebe, Zusammenziehen, eigene Wohnung, Nachbarn. Am Ende eine Traumszene à la Südsee – eine musicalähnliche heile Welt mit Augenzwinkern. Auch ohne historische Reflexion bleiben Fragen an die Wirklichkeit.

Thomas George und Christof Hetzer lassen auf grasbewachsenen Betonplatten spielen, platzieren symbolische Raumelemente, präsentieren statt der Plattenbauten einen wabenförmigen Glaskasten, stecken „das Volk“ in blütenweiße Steppjacken und lassen Räume für Begegnungen und Entfernungen.

Das Oldenburger Ensemble spielt ausgelassen-engagiert mit offenkundigem Spaß an den simplen Verwicklungen. Der Chor bietet einen Musterfall geglückten Zusammenspiels – gestisch und stimmlich auf der Höhe (Leitung: Thomas Bönisch). James Bobby und Katerina Hebelkova sind als Sascha und Mascha das eher „seriöse“ Paar; Mareke Freudenberg und Paul Brady kreisen eifersüchtelnd als Lidotschka und Boris umeinander, dazwischen Lidotschkas Vater Baburow (Hernry Kiichli), Sergej und Ljusja gewinnen durch Thomas W. Kuchler und Irina Wischnizkaja ambivalenten Charakter; Wawa und Drebednjow werden als ungleiches Paar von Nathalie Senf und Bernard Lyon glaubhaft gegeben – dazu Fritz Vitu als bärbeißiger Hauswart Barabaschkin und eine Schar intensiv aufspielender Begleitrollen. Großartig!

Alexander Rumpf gelingt mit dem Oldenburgischen Staatsorchester ein Feuerwerk mitreißender Musik: lustvolle Melodien, animierende Rhythmen und eindrucksvolle Dynamik lassen einen abwechslungsreichen Abend erleben. Von großem Interesse könnte ein Vergleich mit Bernsteins Candide sein; der große Amerikaner hat sicherlich die „Operette“ des Russen gekannt und in Sachen Melodik, Rhythmik und Instrumentalisierung Anleihen nicht gescheut.

Das zunächst skeptische Oldenburger Publikum schwenkt schließlich zu freudiger Zustimmung – sicherlich ein wichtiger Erfolg für den Intendanten Markus Müller. (frs)


Fotos: © Hans Jörg Michel