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Fakten zur Aufführung 

DIE DREI VON DER TANKSTELLE
(Werner Richard Heymann)
6. Januar 2007
(Premiere: 15.9.06)

Theater Oberhausen

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Entlastendes Sozialmärchen

Vorweg: Werner Richard Heymann komponierte im animierenden 20er-Jahre-Revue-Stil die Musik zum Wilhelm-Thiele-Film „Die drei von der Tankstelle“ von 1930. Heymann hatte schon damals seine Verdienste: Stummfilmmusiken (u.a. zu Murnaus „Faust“) und noch vor 1933 für die UFA-Tonfilm-Operette. In Hollywood „vertonte“ er viele Lubitsch-Filme, und in der Nachkriegszeit ist die Musik zu Knef- und O.W.Fischer-Filmen sein Werk.

In Krisenzeiten scheint die Sehnsucht nach entlastender Darstellung existentieller Bedrohungen angesagt. Und so wie zu Zeiten bedrohlicher Arbeitslosigkeit 1930 der Film mit Stars wie Rühmann, Fritsch, Harvey offenbar an die hoffnungsvollen Träume appellierte, so passt das Sujet in unsere Hartz IV–Zeit.

Thomas Goritzki inszeniert ein Spiel nach dem Motto „Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst“, lässt allen Beteiligten den Charakter der lustvoll krisen-negierenden Flaneure und erzählt ein entlastendes Sozialmärchen im durchaus authentischen 20er-Jahre-Habitus. Verzichtet wird auf sozialkritische Aspekte - lediglich ein permanent agierendes Engelchen (sehr schön: Paula Ebeling) verweist auf die Irrealität des Geschehens.

Heiko Mönnich nutzt drei flexibel verwendbare Quader als Zapfsäulen, Dusche, Bett als intelligent-assoziationsreiche Bühnenelemente - mit sparsam-akzentuierenden Foto-Projektionen als background.

Otto Beatus leitet eine lustvoll aufspielende Band, die sich in der Attitüde der 20er Jahre hervorragend auskennt. Aber auch ihm gelingt nicht der frivole touch, der das ja nur scheinbar affirmative Stück zur Provokation werden lassen könnte.

Das Oberhausener Ensemble überzeugt mit viel Spontaneität im aktionsreichen Spiel und mit viel Sinn für Musikalität. Susanne Burkhard ist eine überzeugende naiv-verzogen-liebesuchende Lilien; Jan Kämmerer, Jeff Zach und Torsten Bauer lassen als die konsequent ziellosen Hedonisten keine vergleichende Erinnerung an die großen Film-Vorgänger aufkommen; Klaus-Peter Wilhelm und Carmela De Feo geben dem Konsul-Vater und der Nachtclub-Edith distanziert-operettenhafte Charaktere.

Ein sich gut unterhaltendes Publikum goutiert diesen frühen Vorläufer der Musicals mit sicht- und hörbarem Vergnügen! Offenbar liegt in der Wieder-Entdeckung der U-Musik der roaring twenties eine elementare Chance für das theatrale Angebot vergnüglicher Abende! (frs)


Fotos: © Klaus Lefebvre