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Fakten zur Aufführung 

GÖTTERDÄMMERUNG
(Richard Wagner)
29. Juli 2007
(Premiere: 2002)

Staatstheater Nürnberg

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Tod und Verklärung

Seit 2002 auf dem Spielplan und immer noch Anlass tobenden Jubels: Nürnbergs „Ring“ hat eine unbeirrbare Fan-Gemeinde –

würdige Herrschaften, die mit ihrer Leidenschaftlichkeit jede Pop-Arena ins Zittern bringen könnten.

Stephen Lawless erzählt den Schluss des intrigen-gesättigten Endspiels gradlinig, ohne große Bedeutungs-Aufladung, steuert konsequent das Finale mit Brünnhildes Liebestod und die Welt-Erlösung an: Bis der Ring im Rhein versinkt, Hagen sich ins Nichts auflöst und „das Böse“ in Gestalt von brennenden Hochhäusern und einem wahrhaft bedrohlichen schwarzen Schiffsrumpf verschwindet, geschieht auf der Bühne allerdings wenig. Viel Rampensingen, viel Nebeneinder-Stehen, viel wildes Hände-Gerangel - zu wenig dramatische Kommunikation, zu wenig überzeugendes Bühnenhandeln.

Benoit Dugardyn baut wechselnde Bühnen – ein Bett in perspektivisch zulaufenden Wänden als Brünnhildes Felsen, ein Riesen-Konferenztisch als Gibichungen-Halle, ein Baum-Halbkreis für den Schluss-Akt. Illusions-stiftend, Vorhänge mit Projektionen fast magischer Natur – Berge, Bäume, Wolken, Wasser; Angebote für die Fantasie der Zuschauer.

Was der Inszenierung an Dramatik fehlt, macht Christof Prick den Nürnberger Philharmonikern wett: da herrscht tobendes Ungestüm, sich steigernd zu einem Trauermarsch mit krachenden crescendi bis an die Schmerzgrenze – zurückgenommene geheimnisvolle piani sind nicht die Sache des berserkerhaften Tuns. Dazu irritieren kleine, aber viele Unsauberkeiten den Hörgenuss, werden auch nicht durch einige brillante Instrumenten-Soli ausgeglichen.

Jon Fredric West beeindruckt als Naturbursche Siegfried mit unbändiger Kraft, versucht charakterisierende Zwischentöne, setzt aber unverdrossen auf seine lautstarken fortissimi. Irene Theorin gibt der Brünnhilde ihren elementar auftrumpfenden Heldinnen-Sopran, gerät dabei aber immer wieder in unschön-schrille Schärfen und lässt – vor allem im großen Schluss-Auftritt – emotionale Differenzierungen vermissen. Philip Kang hält sich als unscheinbarer Hagen auch stimmlich zurück, lässt die archetypische Zerstörungskraft nur ahnen. Gunther wird durch Hans-Joachim Ketelsen mit kernigem Bariton als durchaus mutiger Gegenspieler rehabilitiert, und die Gutrune wird durch die stimmlich überzeugende Anna Gabler zum ernstzunehmenden Gegenpol zu Siegfried und Brünnhilde. Überraschenderweise bleibt die so erfahrene Ruth-Maria Nicolay als Waltraute stimmlich unscharf, und über Hartmut Welkers altersmüden Alberich sowie die lähmenden Nornen und die gickernden Rheintöchter ist nichts Herausragendes zu vermelden.

Vielleicht macht gerade diese Indifferenz, gepaart mit martialischer Musik den Publikums-Erfolg aus.

Im Übrigen: Es gibt keine Übertitel, aber in Reclamheften blätternde Wagner-Novizen. (frs)


Foto: Karl Forster