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Fakten zur Aufführung 

LA BOHEME
(Giacomo Puccini)
30. Dezember 2008
(Premiere: 2. Oktober 2000, Wiederaufnahme: 26. Dezember 2008)

Staatstheater Nürnberg


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Wunderbare Stimmen

Es ist ein begeistert-bewundernd aufgenommenes Fest der Stimmen; hinreißend vorgetragener Puccini-Gesang bestimmt die Szene, verbreitet elementare Emotionalität, hinterlässt den nachhaltigen Eindruck, dass Gefühle kommunizierbar sind - Ausdruck von Seelenkräften mittels Gesang!

Hrachuhí Bassénz ist eine Mimi von ergreifender Leidensfähigkeit; ihr sensibel timbrierter Sopran vermag in leuchtend-klangreinem Bogen eine Melancholie zu vermitteln, die selbst hartgesottene „Realisten“ erreicht! Mit Fulvio Oberto ist ein leidenschaftlicher Tenor mit glänzenden Höhen und authentischer Italianitá zu erleben – die stimmliche Verkörperung des bezwingenden emotionalen Ausdrucks! Melih Tepretmez gelingt mit faszinierendem Legato und enormer stimmlicher Kraft das sängerische Porträt eines kampfeslustig-virilen Marcello. Miklós Sebestyéns Colline ist der ausdrucksvoll artikulierende Weise der Bohème, ausgestattet mit kerniger Bass-Substanz. Melanie Hirsch flirrt als unbefangen-lebenssüchtige Musetta über die Bühne, beherrscht mit agilem Sopran die Nuancen eines hochemotionalen Lebensgefühls. Christian Helmer singt einen zurückhaltenden, nachdenklichen Schaunard, beeindruckt mit kontrollierter Emotionalität und lässt seiner ebenmäßig fließenden Stimme alle Möglichkeiten subtilen Ausdrucks. In den charakteristischen „Nebenrollen“ beweist das ambitionierte Nürnberger Haus seine großen Möglichkeiten; Staatsopern-Chor und der unbefangen-lockere Jugendchor des Nürnberger Lehrergesangvereins vervollständigen den großartigen Abend.

Die Nürnberger Philharmoniker unter Christoph Gedschold gehen durchaus engagiert mit den geforderten musikalisch-differenzierten Herausforderungen um - doch bleibt der Klang bei aller Streicherkultur und eleganten Holzbläsern ständig die entscheidende Nuance zu unsensibel, vermag nicht, den so differenzierten Gesang begleitend zu intensivieren.

Andrea Raabes Inszenierung von 2000 setzt auf die erwarteten Klischees der Bohème, da helfen auch nicht die eher bedeutungsschwanger-symbolischen Auftritte von Figuren der Commedia dell’Arte wenig weiter.

Und die Bohème-Bühne Tobias Dinslages erfüllt mit den tradierten Bildern gängige Klischees, erinnert mit einem Ledersofa als Bühnen-Mittelpunkt an verunglückte Loriot-Attitüden, lässt aber genügend imaginierenden Raum für leidenschaftliche Sänger-Präsentationen.

Das Publikum im wieder voll besetzten Nürnberger Haus ist hörbar hingerissen von der emotionalen Kraft des unsterblichen Puccini-Gesangs: wenig störendes Tuscheln, die entscheidenden Momente der Stille vor dem Applaus – Begeisterung am Schluss! (frs)