Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

EUGEN ONEGIN
(Peter Tschaikowsky)
30. Oktober 2010
(Premiere: 24. September 2010)

Theater Nordhausen


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Ungleichzeitigkeit der Liebe

Da taucht Puschkin auf, spricht seine eigenen Texte – und das in einer Oper von Tschaikowsky! Regisseurin Katharina Thoma lässt den Dichter der Vorlage für Eugen Onegin persönlich auf der Bühne erscheinen und seine Figuren eigenhändig platzieren im Liebesreigen, der vielen Handelnden Erkenntnis bringt – dem armen, überforderten Lenski aber den Tod.
Julia Müer baut ein einfaches, aber aussagekräftiges Bühnenbild: Im Salon eines Herrenhauses der Entstehungszeit der Oper bricht das noble Parkett, formt sich zum Hügel und symbolisiert Vergänglichkeit und Beschwernis. Auf diesem „Fundament“ arbeitet Katharina Thoma fein die Verhältnisse der Figuren heraus. Dort der arrogante Onegin - erst zum Schluss zu Liebe fähig; hier Tatjana, die anfangs nichts als ein schwärmerisches Kind ist, aber durch die Ehe mit Gremin heranreift zur willensstarken Frau.
Katharina Thoma gelingt der Spagat zwischen zeitloser psychologischer Darstellung und Plüsch des 19. Jahrhunderts perfekt.
Das Sängerensemble fügt sich gut hinein in dieses Konzept, auch wenn es ihm nicht immer hundertprozentig gelingt, es durch und durch filigran umzusetzen. Sabine Blanchard gestaltet eine schöne und anrührende Brief-Szene. Ansonsten kann ihr im Nordhäuser Theater schon so vielfach erprobter und immer wieder bewunderter Sopran für die Tatjana nicht mehr all die mädchenhafte Zartheit mobilisieren, die man sich hier eigentlich wünscht. Gavin Taylor ist ein eher rustikaler Onegin, der unmissverständlich seine Überzeugungen deutlich zu machen weiß. Aufhorchen lassen Anja Daniela Wagner mit rundem, gut geführtem Mezzo als Olga und vor allem Igor Durlovski als Gremin mit luxuriösem, kraftvollem Bass. Joshua Farrier kommt mit dem Lenski derzeit noch nicht ganz zurecht, presst in der Höhe und wirkt dort deshalb angestrengt. Sein Tenor hat indes das Potenzial zu dieser Rolle.
Die kleineren Partien sind in guten Händen: Frieder Aurich als Marionetten-Tanzmeister Triquet, Thomas Kohl als Saretzki, Annette Pfeifer als Kinderfrau Njanja sowie Ji Young Im als Mutter Larina machen ihre Sache prima. Conrad Nicklisch, von der Regie als Puschkin elegant in die Oper integriert, ist ein Gewinn für diese Inszenierung.
Gesangsstar an diesem Abend ist vor allem auch der von Daniel Mayr und Elena Pierini vorbereitete Chor samt Extrachor – ebenmäßig, perfekt, klangvoll und präzis. Markus L. Frank steht am Pult des Loh-Orchesters Sondershausen, das mit Feingefühl Stimmungen herbeizaubern kann, hier und dort aber auch leicht wacklig und unkonzentriert wirkt.
Das Publikum hört und sieht mit Begeisterung und großer Aufmerksamkeit zu, ist fasziniert vom dichten Bühnengeschehen. Am Ende gibt es reichlich Beifall – verdient!

Christoph Schulte im Walde

 











 
Fotos: Theater Nordhausen