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Fakten zur Aufführung 

MEIN FREUND BUNBURY
(Gerd Natschinski)
4. Dezember 2009
(Premiere: 29. November 2009)

Theater Nordhausen


Points of Honor                      

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Pures Vergnügen

Wer es vorher noch nicht gewusst hat – spätestens nachdem das Licht im Opernhaus aus geht wird klar: Hier gilt’s der Ostalgie. Den Bühnenvorhang bildet eine riesige alte schwarze Vinyl-Scheibe vom VEB Nova. Darauf zu hören ist Gerd Natschinkis Musical aus den sechziger Jahren Mein Freund Bunbury, entstanden nach Oscar Wildes Bunbury or The Importance of being Earnest. Wolfgang Dosch stellt dieses DDR-Kult-Musical auf die Bühne des Nordhäuser Theaters und kann damit absolut punkten.

Patina? Na klar. Bunbury kommt aus einer Zeit, in der Frauen von ihren Männern noch Wirtschaftsgeld bekamen. Und der imaginäre Bunbury ist ein „Kind der Phantasie“ - und kein „Fake“! Auch musikalisch weht der Sechziger-Jahre-Schlager durch den Raum. Es gibt aber auch Charleston und sogar eine Flower-Power-Nummer. Und wahrscheinlich ist es gerade dieser waghalsige Mix, der das Ganze immer noch zu einer vergnüglichen Angelegenheit macht - gerade gepaart mit Wildes bissig-blasierten Dialogen und einigen Ost-West-Seitenhieben.

Dosch und sein Team (Bühne: Ronald Winter, Kostüme: Elisabeth Stolze-Bley) nutzen die Vorlage. Eine historisch-witzige, politisch inkorrekte Revue flattert, tobt und tanzt da in Nordhausen – im rot-weißen Ledersalon der Lady Bracknell (klasse pseudosnobistisch: Uta Haase) und im stilisierten Heilsarmee-Bahnhof.

Immer dabei ist sowohl die Ballettkompanie Nordhausen (Jutta Wörne), die trotz beengter Bühne große Show bietet, als auch Daniel Mayrs herzerfrischender Chor.

Und das Solistenensemble ist mit genauso viel Spaß dabei. Joshua Farrier und Sandra Schütt, Anton Leiß-Huber und Corinna Ellwanger als verliebte Paare im Dauerstress, Sigrid Herforth als verstaubte Gouvernante, Thomas Kohl als versoffener Heilsarmist und vor allem Frank Sieckel als alles durchschauender Butler mobilisieren unbändige Spiel- und Sangesfreude.

Alexander Stessin verwandelt am Dirigentenpult das Loh-Orchester Sondershausen in eine veritable Show-Combo, die mal knackige, mal softige Klänge ausbreitet. Ein wunderbarer Sound!

Das Publikum im vollbesetzten Nordhäuser Theater bedankte sich mit lang anhaltendem Applaus für diese so liebevoll ausgestattete Inszenierung. Und selbst geborene Wessies ertappen sich dabei, wie sie noch Tage später Natschinskis Ohrwürmer mitsummen: „Mein Freund Bunbury“...

Thomas Hilgemeier

 









Fotos: Roland Obst