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Fakten zur Aufführung 

UN BALLO IN MASCHERA
(Giuseppe Verdi)
1. November 2009
(Premiere: 25. September 2009)

Theater Nordhausen


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Ein Ereignis!

Der König, sein Freund und dessen Frau – für Søren Schuhmacher ist Verdis Un ballo in maschera eine Dreiecksgeschichte, in der es nur Verlierer geben kann. Diese ‚amour fou’ setzt er mit einfachen, klaren und sprechenden Bildern in Szene und dabei gelingt ihm und seinem Team (Bühne: Norbert Bellen, Kostüme: Katrin Kath) eine unglaublich eindringliche Schilderung des unheilvollen Scheiterns daran, alle Tugenden wie Treue, Liebe und Freundschaft miteinander zu vereinbaren. Bezeichnend und eindringlich sind die Opferlichte, die als Kontinuum den Handelnden die Vergänglichkeit ihres Tuns begreiflich machen.

Schuhmacher zeigt bereits zu Beginn das blutige Ende in einem visionären Bild und macht damit klar: Für niemanden wird es ein Entrinnen geben. Nicht für Amelia, die immer wieder Zuflucht in der Religion sucht. (Das am rechten Bühnenrand aufgehängte Kruzifix am Ende kippen zu lassen, war die einzige Versuchung, der Schuhmacher in Richtung Plakativität nachgab.) Auch Amelias Ehemann Renato ist Gefangener seiner Gefühle. Rasender Hass bestimmt sein Tun, seine Familie will er auslöschen und den König dazu. Dieser bemerkt zu spät, dass seine leichtlebige, tändelnde Art, das Spielen mit Verkleidungen, das Überhöhen einer Schwärmerei nicht nur das Glück einer Familie zerstört, sondern auch sein eigenes Ende herbeiführt. Ganz eindringlich wirken in diesem Zusammenhang die undurchsichtigen, ja blinden Masken im dritten Akt.

Musikalisch hat Un ballo in maschera sicherlich seine Höhepunkte in der Galgenbergszene. Und hier zeigen die Nordhäuser Solisten faszinierenden Verdi-Gesang. Sabine Blanchard schildert mit ihrem durchdringenden Sopran intensiv Amelias Nöte und Gewissensbisse – eine überaus gelungene Charakterstudie mit grandiosem Höhepunkt in der Arie "Morrò, ma prima in grazia" zu Beginn des dritten Aktes. Ein rundum überzeugendes Portrait liefert auch Gavin Taylor als Renato. Tief verletzt lotet er die Qualen seiner Seele aus, inklusive eruptiver Hassausbrüche. Hugo Mallet beglückt als König Gustavo mit seinem schönen Tenor, der in allen Lagen ebenmäßig und bis in die Höhen hinaus überaus frei und beweglich ist.

Dieses Trio sekundieren Jelena Bodrazic als Ulrica mit ziemlich stark bebendem Tremolo und – ganz glänzend – Sandra Schütt als quirliger Page Oscar. Florian Götz als Matrose, Abraham Singer als Graf Ribbing, Thomas Kohl als Graf Horn und Jens Bauer (Oberster Richter und Diener Amelias – hier in einer einzigen Person zusammengefasst: die eines Kardinals!) ergänzen grundsolide das Solistenensemble. Untadelig singen Opern- und Extrachor. Für die Einstudierung gebührt Daniel Mayr ein großes Kompliment.

Das hat sich auch das Loh-Orchester Sondershausen mehr als verdient, wird es doch von seinem GMD Markus L. Frank zu einem feinen, federnden, aber immer durchhörbaren Verdi-Klang animiert und trägt die Sänger, ohne sie übertrumpfen zu wollen.

Das am frühen Sonntagnachmittag zahlreich erschienene Publikum folgt konzentriert, lässt sich von der Dramatik der Aufführung mitreißen und feiert alle Akteure ausgiebig. Dieser Verdi ist ein echtes Theater-Ereignis.

Thomas Hilgemeier

 






 
Fotos: Roland Obst