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Ein Fragment
Es ist ein Experiment: "Tannhäuser" in zweieinhalb Stunden, das Orchester
hinter der schmalen Spielfläche auf der Bühne, das Ganze halbszenisch
mit einer Rampe ins Parkett. Doch die Konzeption Rolf-Peter Schulzes (phantasievoll-engagierter
Intendant der Fusion Neubrandenburg-Neusrelitz) geht nicht auf: Zu fragmentarisch
wirkt das Konstrukt, zu wenig Bedeutung wird vermittelt.
Die Bühne Susanne Uhls verweist auf die unzulängliche Bücherweisheit,
das Geheimnis der Liebe zu reflektieren und zu erklären. Das ist mit gemalten
Vorhängen und der genannten Rampe geschickt gemacht, vermag jedoch nicht
zu faszinieren. Larysa Molnarovas Venus und Elisabeth fehlt die ambivalente
Ausstrahlung, ihre Stimme hat seit ihrer Giessener Zeit keine neuen Potenzen
gewonnen.
Der Tannhäuser Dario Walendowskis kommt reichlich ungepflegt daher, bringt
die Romerzählung eher schlecht als recht über die Runden. Von den Sängern
- Serge Navoque als einfühlsamer Wolfram - vermag der helle Tenor von
Stefan Glunz Aufmerksamkeit zu vermitteln.
Die Neubrandenburger Philharmonie demonstriert unter dem hochpräsenten
Stefan Malzner ihre Fähigkeit zu einem nicht-konventionellen Wagner-Klang:
eingehend auf die Psyche der Personen wird ein beeindruckendes Verständnis
neuer Wagner-Rezeptionen hörbar!
Im intimen Neustrelitzer Theater ist ein generationen-gemischtes Publikum
versammelt, für das sein Theater ganz offensichtlich zur "kulturellen
Grundversorgung" gehört: viele Gespräche zur Konzeption der Aufführung,
aber keine arrogante Besserwisserei! (frs) |
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