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Fakten zur Aufführung 

EUGEN ONEGIN
(Peter Tschaikowski)
4. Februar 2006 (Premiere)

Landestheater Neustrelitz

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

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Verpasste Gegenwart

Wehende Vorhänge wie Leichentücher, dazu monumentale Säulen auf leerer Bühne – Zeichen bröckelnder Zustände. Iris Bertelsmanns Bühne vermittelt Dekadenz in sublimierten Bildern.

Ralf-Peter Schulzes Inszenierungsidee und lebhaft-ideenreiche Regie entlockt den „Lyrischen Szenen“ beeindruckende Aspekte des – selbstverschuldeten – Scheiterns in einer Gegenwart, die von vergangenen Träumen und vergeblichen Zukunftserwartungen nicht angenommen wird. Dazu: ausdrucksstarkes Tanztheater.

Die vortreffliche Neubrandenburger Philharmonie wird vom hellwachen Stefan Malzew zu einem differenziert-vitalen Tschaikowski-Klang geleitet. Das lyrisch-melancholische Klischee wird zum trauernd-dramatischen Ereignis und korrespondiert in Vollendung mit dem aktuell-reflektierten Regie-Konzept. Die Balance zur Bühne gelingt perfekt!

Mit Lars Fosser ist ein ungemein stimmkräftiger, intonationssicherer und ausdrucksstarker Onegin zu hören – eine Stimme, die auch größere Häuser füllen wird. Paul McNamaras Lenski überzeugt sowohl mit schmerzlichen Emotionen als auch mit gekonnter Aggressivität. Die Tatjana Larysa Molnárovás vermittelt stimmliche Qualitäten in der mezza voce, wirkt in den kraftvollen Höhen jedoch zu dramatisch. Tatjana Winn gibt der Olga flexible Natürlichkeit; Gary Jankowski beeindruckt mit sonorem Bass als Gremin; Sigurd Karnetzki (Triquet), Gabriele Spiegl (Larina), Karin Goltz (die Njanja) sowie der vorzügliche Chor (Gotthard Franke) geben einen unüberhörbaren Eindruck von der erfreulichen Leistungsstärke des Neustrelitzer Hauses.

In Neustrelitz geht ein kompetentes Publikum auf die nachdenkenswerten Angebote ein, reagiert spontan auf die sängerische Brillanz und steigert sich zu mehr als viertelstündigem Schlussapplaus – eine wunderbare Stimmung! (frs)


Fotos: © Joerg Metzner