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Fakten zur Aufführung 

TRISTAN UND ISOLDE
(Richard Wagner)
29. März 2008 (Premiere)

Städtische Bühnen Münster


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Entsagungs-Tod

Tristan auf dem Weg in den Tod, Isolde als entsagend-vollendend Sterbende: Wolfgang Quetes inszeniert Wagners Verlöschungs-Drama als Passion mit angenommener Erlösung.

Das beeindruckt mit bewegender Schluss-Szene – doch bieten die vorangegangenen Stunden viel inszenatorisches Klischee, zu viel lähmenden Stillstand, zu wenig imaginierende Emotion.

Heinz Balthes stellt plakativ deck-chairs, abstrakte Bäume, Krankenhausbetten auf die hermetisch begrenzte Bühne - öffnet die Wände für reduzierte Ausblicke und vermittelt eine konsequent ästhetisierende abstrakte Kunst-Welt. Matthias Hönig vermag mit sensibel-effektvollem Lichteinsatz atmosphärisch dichte Stimmung zu vermitteln. Und José Manuel Vázquez trägt mit farblich stimmigen Kostümen zur diskret angedeuteten „Aktualität“ bei.

Mit Jan Ketilsson und Ursula Prem ist ein tragisches Paar zu erleben, das sich kontemplativ versteht, auf heldischen Gesang verzichtet, auf Intimität setzt und stimmliche Verinnerlichung ausstrahlt. Beide überzeugen in den „lyrischen“ Piano-Passagen, lassen aber an existenzieller Dramatik, an stimmlichen Eruptionen und tobenden Leidenschaften mit elementarer Kraft und bezwingenden Tiefen manche Erwartungen unerfüllt. Andrea Bakers Brangäne gerät bei aller dramatischen Wortverständlichkeit zu scharf in der Intonation. Dagegen gelingt Plamen Hidjov ein differenziert phrasierender Marke und Jaroslaw Sielicki ein forsch-aggressiver Melot. Donald Rutherford gibt den Steuermann aus dem Off, Andrea Shin verleiht dem Hirten und dem jungen Seemann frische Stimme. Anton Keremidtchiev wird mit einem ungemein kraftvoll variablen Kurwenal zum absoluten Highlight des ansonsten so unterkühlten Abends in Münster: ein leuchtender Bariton, der ambivalente Emotion mit stimmlicher Varianz authentisch vermittelt!

GMD Fabrizio Ventura interpretiert mit dem Sinfonieorchester Münster einen durchaus hörenswerten Wagner-Klang, verzichtet auf bombastischen Schwulst, leitet transparent, variiert Dynamik und Tempo - reagiert aber zu unflexibel auf die Sänger und lässt störende Unsauberkeiten im orchestralen Zusammenspiel zu.

„Wagner: immer!“ und „Jetzt genießen“ - solche Sprüche sind im Münsteraner Publikum zu hören, zu Anfang wird gehustet, was der Frühjahrs-Reiz hergibt, am Schluss sind die Eisenbetten lachhaft - so ist das nun mal in der Stadt der Krämer und Bürokraten. Entsprechend die selbstgerechten Buhs für das Regie-Team – und der blitzartige Auszug aus dem Theater. Mon dieu, was für eine oberflächliche Atmosphäre im traditionsreichen Haus. Bleibt zu hoffen, dass es sich bei dem Premieren-Publikum um eine nicht-repräsentative Gruppierung Münsterländer „Theaterfreunde“ handelt. (frs)

 









Fotos: Michael Hörnschemeyer