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Fakten zur Aufführung 

DON PASQUALE
(Gaetano Donizetti)
13. November 2010
(Live-Übertragung im Cineplex Münster)

The Metropolitan Opera New York


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Ein ganz großer Spaß

Längst ist das Cineplex Münster ein im besten Sinne routinierter Gastgeber für die Opernfreunde, die zu den Live-Übertragungen aus New York kommen. Schon in der ersten Saison hatte Geschäftsführer Felix Esch das damals noch limitierte Angebot mit auf den Spielplan genommen. Mit Erfolg: Anna Netrebko sorgte schon in Gounods Romeo und Julia für ein ausverkauftes Haus – damals noch im „kleinen“ Saal mit knapp 300 Plätzen.

Mittlerweile ist man in den großen Saal ungezogen (knapp 600 Plätze), und wiederum waren alle Sitze belegt, als Anna Netrebko in der Rolle der Norina in Donizettis Don Pasquale die Männer um ihren kleinen Finger wickelte. Nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Kino, denn in der Pause hörte man immer wieder enthusiastische Gesprächsfetzen über die unglaubliche Bühnenpräsenz der Sopranistin. Ihre Stimme mag etwas schwerer und auch dunkler geworden sein, aber sie hielt (noch) mit der szenischen Leistung der Netrebko mit. Die Spitzentöne klangen unangestrengt, die Koloraturen rollten ihr aus der Kehle wie die Netrebko mühelos über das Bett purzelte.

Die spielerische Regie Otto Schenks lag ihr auf jeden Fall, das hatte sie schon in Schenks Liebestrank in Wien gezeigt. Und auch hier durften die Sänger in einer traditionellen Inszenierung und in dem blendend ausgeschmückten Bühnenbild von Rolf Langenfass sich richtig austoben. Schnell konnte man vergessen, dass sich hinter der Komödie auch ein bisschen Tragik versteckte. Denn dieser Don Pasquale war wahrlich ein eingefleischter Junggeselle und seine Behausung in die Jahre gekommen, so dass Malatestas „Kur“ doch seine Berechtigung hatte. Die Netrebko sauste zuweilen wie ein Wirbelwind über die Bühne und legte sich sichtbar vergnügt mit dem großartigen John del Carlo als Don Pasquale an: Der Altmeister im Bass-Buffo-Fach demonstrierte seine immer noch fulminante Mimik. Das knautschige Gesicht sprühte nur so vor Emotionen, seine Gesichtszüge bewältigen die Partie zu über 50 Prozent alleine. Überdies besaß John del Carlo noch die stimmlichen Mittel, um die Partie auch noch geschmackvoll zu singen, auch wenn man hörte, dass seine Stimme nicht mehr die jüngste ist. So wurde auch das berühmte Plapperduett zu einem großen Höhepunkt, was sogar zu einer kleinen Reprise führte, die es ja in der Met bekanntlich kaum noch gibt (in diesem Fall aber auch der Umbaupause zu verdanken war). Hier lief auch noch einmal Mariusz Kwicien zu großer Form auf, der als Doktor Malatesta seine ganz coole Seite zeigte und den intriganten Strippenzieher als Dandy mit Sonnenbrille spielte. Mit seinem überaus agilen, klangschönem Bariton und seiner sprühenden Energie war er für die Netrebko ein fantastischer Partner, so dass ihr großes Duett am Ende des ersten Aktes zu einem ganz großen Spaß vokaler und visueller Natur wurde.

Richtig kuscheln durfte aber nur einer mit ihr: Matthew Pollanzani gab als Ernesto eine seiner besten Vorstellungen an der Met und überzeugte mit seinem schönen lyrischen Material. Dieses hervorragende Solistenquartett hatte seinen Meister in James Levine, der sich nur noch sehr mühsam zum Pult bewegen konnte. Kaum saß er aber an seinem Platz vor dem blendend disponierten Metropolitan Opera Orchester, schien die pure Lebensenergie von ihm auszugehen. Voller Finessen führte er durch die Partitur, ließ die Musik auch gerne mal verweilen, um Ruhepausen in der sehr schnellen Partitur aufzuzeigen. Kaum zu glauben, dass er erst in dieser Saison seinen ersten Don Pasquale an der Met dirigierte.

Auch in Münster war immer wieder vereinzelter Applaus zu hören, die fast 600 Zuschauer ließen sich von der guten Übertragungsqualität fesseln und erlebten einen wundervollen Opernabend. Da das Cineplex für eine limitierte Anzahl Gäste die Kombination mit einem Mövenpick-Essen anbot, wurde daraus ein im wahrsten Sinne des Wortes geschmackvolles Event.

Christoph Broermann