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Fakten zur Aufführung 

LE NOZZE DI FIGARO
(Wolfgang Amadeus Mozart)
7. Februar 2009 (Premiere)

Städtische Bühnen Münster


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Rokoko-Charme

Die Ouvertüre wird stilgerecht illustriert durch Scherenschnitt-Szenen mit den tragenden Figuren und ihrer Vorgeschichte: Klar, es ist eine historisch bezogene Geschichte zu erwarten.

Und Wolfgang Quetes führt dann auch ein locker-luftiges Rokoko-Spiel vor – versetzt mit zart gesetzten „modernen“ Akzenten, aber immer der Mozart-Zeit verpflichtet. Der Charme des Rokoko bestimmt die Szene, en Detail konterkarierend verstärkt durch winzige Gesten „frivoler“ Aktualität – wenn Susanna ihr Strumpfband präsentiert, wenn sich Don Curzio und Basilio als schwules Paar outen. Aber insgesamt: Konfliktfrei singspielt sich die commedia per musica über einen unterhaltsamen Abend.

Das Sinfonieorchester Münster findet unter Fabrizio Ventura zu einem eingängigen Mozart-Klang, spielt aber an der legendären schwebend-sphärischen Genialität vorbei, kommentiert vielmehr ein lustvoll-problemfreies Singspiel mit animierendem Wohlklang.

Manfred Kaderk stellt Wände mit restaurierungsbedürftigen Fresken auf die Bühne, insinuiert behutsam die Atmosphäre eines vergehenden feudalen Systems. Ute Frühlings Kostüme zitieren zeitgenössische Moden, variieren in punktuell-assoziierenden Details aktuelle Accessoires.

Das durch unkonventionelle Regie-Ideen unbelastete Ensemble geht das Verwirrspiel unbefangen an, spielt mit Freude die Doppelbödigkeiten aus und singt mit viel Einfühlungsvermögen die offenkundigen Gefühls-Irritationen der Mozart-da Ponte-Partien. Ivan Dimitrov gibt einen eher abgeklärten Majordomus, stimmlich ein ebenso solider Figaro; Henrike Jacob verleiht der kommunikativ-aktiven Susanna frisch-artikulierende Stimme; Annette Johanssons Gräfin-Darstellung vermittelt viel Emotionalität der jungen Rosina, gelangt in der großen Entsagungs-Arie zu bewegendem Ausdruck; Matteo Suk gibt dem Almaviva ambivalente Statur, verleiht ihm kraftvoll-variable Präsenz; Judith Gennrich bleibt als Cherubino in ihrer darstellerisch-stimmlichen Präsenz überraschend indifferent; Suzanne McLeod und Andrea Shin brillieren als „alte Schachtel“ Marcellina und exaltierter Basilio – „Bühnentiere“ mit großartiger Präsenz und adäquat-perfektem Gesang! Plamen Hidjov ist ein zurückgenommen-irritierter Bartolo mit sonorem Stimm-Volumen. Anna Preckeler gibt der Barbarina jugendlich-frischen Klang, und Donald Rutherford übernimmt als tapsiger Antonio die selbstentäußernde Rolle des geforderten „Knattermimen“. Der Chor (Leitung Donka Miteva) ist präsent, bleibt aber – auch sängerisch – ein Rand-Ereignis.

Das Münsteraner Publikum fühlt sich gut unterhalten, ist freudig erregt, folgt dem Spaß mit zustimmender Aufmerksamkeit und dankt mit lang anhaltendem, spürbar dankbarem Applaus. „So stelle ich mir eine Mozart-Oper vor!“ kommentiert beim Ausgang eine animierte, durchaus nicht alte Besucherin das Erlebte. Wenn das nicht die Erfolgs-Garantie für die folgenden Aufführungen ist! (frs)