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Fakten zur Aufführung 

THE COMEDIAN HARMONISTS
(Gottfried Greiffenhagen/Franz Wittenbrink)
29. September 2010
(Premiere: 25. September 2010)

Städtische Bühnen Münster


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Ein Stück deutscher Geschichte

Sie spiegeln eine Periode deutscher Geschichte – der Schnitt zwischen vermeintlichen Deutschen und vermeintlichen Juden ging quer durch die Comedian Harmonists. Und eben das beschleunigte das künstlerische Ende der Truppe. Bevor die Karriere noch richtig auf dem Höhepunkt war, war der Traum bereits wieder ausgeträumt. Gottfried Greiffenhagen und Franz Wittenbrink haben diese sehr deutsche Geschichte auf die Bühne gebracht und ein Erfolgsstück geschaffen.
Gerd Leo Kuck inszeniert ohne Sentimentalität auf einer Bühne von Diana Pähler, die ins Zentrum eine Drehbühne aus gestapelten Schellackplatten stellt. Diese Tonträger beherrschen auch sonst das Bild, vor dem sich zwei Stunden nachdenklich machende Dialogszenen und hinreißende Gesangsnummern abwechseln. Da kommt man bisweilen ins Grübeln, aber niemals Langeweile auf.
Und das liegt auch an den Choreographien von Tomasz Zwozniak. Er gibt jedem der Lieder unverwechselbaren Charakter und schier unerschöpflich ist sein Ideenreichtum. So bekommt die ganze Inszenierung die Gestalt einer raffinierten Nummernrevue. Das passt hervorragend in das Berlin der Zwanziger Jahre.
So etwas muss aber auch erst einmal umgesetzt und direkt auf das Publikum übertragen werden. Der Funke sprang über, und zwar ganz gewaltig. Dafür sorgten in Münster sechs, nein sieben Herren, die, wie es schien, seit Jahren mit einander arbeiten. Marek Sarnowski, der hingebungsvoll all die kleinen Sprechrollen zum Leben erweckt - und jede mit einem eigenen Charakter ausstattet.
Und vor allem natürlich die Herren Harmonists: Mark Weigel, Fritz Steinbacher, Thomas Winter, Matthias Caspari, Thomas Schobert und Hajo Wiesmann. Sie singen wie aus einem Guss, herrlich auf einander abgestimmt und überaus prononciert. Wie ihre historischen Vorbilder erobern sie das Publikum im Sturm: Da verdrückte mancher ein Tränchen beim berührend gestalteten „Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines bisschen Glück“, um seine Helden beim Applaus mit stehenden Ovationen zu überschütten. Und dann legen die Matadore noch eins drauf mit einer wild-liebestollen „Isabella von Kastilien“.
Das war schlichtweg großartig!

Thomas Hilgemeier










 
 Fotos: Michael Hörnschemeyer