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Fakten zur Aufführung 

ZAR UND ZIMMERMANN
(Albert Lortzing)
2. März 2003


Städtische Bühnen Münster



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Lockere Anachronismen
Von Franz R. Stuke

Lortzings überbordende Angebote an Musik und Handlungsmotiven greifen Lorenzo Fioroni (Konzept), Benedikt Borrmann (Einstudierung), Natascha von Steiger (Bühne) und Annette Riedel (Kostüme) mit großer Lust auf: da wird an keiner Kaufmannskogge gebastelt, da werkeln Handwerksburschen an einem Hotelbau; da ist Marie eine selbstbewusste junge Frau; da prallen Alltagswelt und Machtsphäre der beiden Peter aufeinander, da steht der umtriebige van Bett zwischen Provinznest und großer Politik; da feiern Handwerker und Bürger sich selbst - das alles fröhlich-anachronistisch mit vielen postmodernen Gags und konterkarierenden Accesoires.

Musikalisch bleibt das Münsteraner Symphonieorchester unter Christian Voß hinter dem turbulenten Bühnengeschehen zurück: aus dem Graben klingt's gepflegt harmonisch, ein wenig zu seriös.

Das Ensemble beweist Lust am parodierenden Spiel archetypischer Figuren: Radoslaw Wielgus als durchaus machtbewusster "Zar", der sich im eingespielten Film (von wem gedreht?) als kiffender Showstar auf dem Rückflug nach Moskau entpuppt, Silke Evers als attraktives Objekt der Begierde, Andre Eckert als Politiker-Karikatur; und Mineo Nagata als japanischer Gesandter, der eine Strophe des "flandisch Mädchen" eben nicht als Chateauneu auf japanisch singt. Doch gerät die sängerische Virtuosität ein wenig schwächer als die darstellerische Brillanz.

Das eher bräsige Publikum in Münster akzeptiert im vollbesetzten Haus die "angenehmen Stunden", doch nur eine animierte Minderheit sorgt für angemessenen Jubel beim Schlussapplaus.


Foto: © Michael Hörnschemeyer