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Fakten zur Aufführung 

DER SPIEGEL DES GROSSEN KAISERS
(Detlev Glanert)
21. April 2006
(Premiere: 25.3.06)

Städtische Bühnen Münster

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Erkenntnisse - political correct

Arnold Zweigs Parabel über die Resistenz intellektuellen Handelns gewinnt in Glanerts Oper komprimierte Relevanz. Die optisch-musikalisch-tänzerische Umsetzung durch Rosamund Gilmore für das Musiktheater im Revier Gelsenkirchen entwickelt in der Münsteraner Übernahme gesteigerte Fokussierung: die kryptische Weisheit des Orients (der Sultan schenkt den prophetischen Spiegel) wird vom deutenden Rabbi erkannt, aber vom schlussendlich abgeklärten Friedrich II. in seinen Aussagen zur Verschlusssache erklärt.

Carl Friedrich Oberle reduziert die Bühne auf eine lackrote Lamellenwand, optisch fokussiert auf intensive (Farb-) Gefühlswerte; verzichtet auf überflüssige Details, konzentriert sich auf die parabelhafte Botschaft.

Rosamund Gilmores Choreografie mit Verweisen auf surrealistisch-körperliche Figuren liefert nachhaltige Eindrücke expressiver Theaterkunst, die sich kommunikativ vermittelt und nicht artifizieller Selbstzweck bleibt.

Thorsten Schmid-Kapfenburg beweist mit dem perfekten Sinfonieorchester Münster die hörbare Attraktivität der Glanert-Partitur: schlagwerk-lastend bisweilen, aber in ihren Anleihen bei großen Vorgängern (Strauss, Henze, Zwölfton) permanent emotional-interpretierend große Gefühle vermittelnd.

Alan Cemore gibt dem suchenden Friedrich ausdrucksvolle Stimme; Elisabeth Werres ist eine stimmlich empfindsame Laura, verkörpert die gefühlvolle Geliebte als mahnende Stimme des Kaisers; und Uwe Eikötter phrasiert die Warnungen des Rabbi Meir mit hell-artikuliertem Tenor: Das Münsteraner Ensemble interpretiert mit großem Engagement!

Das Münsterander Publikum ist offenkundig fasziniert von der "Botschaft" des Stückes, fühlt sich in seinen bildungsbürgerlichen Erwartungen durch die political correcten Erkenntnisse bestätigt, akzeptiert die "gemäßigt moderne" Musik und lässt sich auf das reflektierende Angebot zustimmend ein. Eine gute Atmosphäre mit angemessen-zustimmenden Schluss-Ovationen. (frs)


Fotos: © Michael Hörnschemeyer