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Detlev Glanert (Jahrgang 1960) darf
nach dieser Premiere seiner Oper Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung
einen enormen Erfolg feiern. Die bayerische Theaterakademie stellt nach
Halle, Rostock und Krefeld die vierte Neuinszenierung der Komödie nach
Christian Dietrich Grabbe vor; für eine zeitgenössische Oper fast unglaublich.
Und es gibt tatsächlich einiges zu lachen, wenn sich der Teufel, vom Hausputz
aus den eigenen Wänden vertrieben, unter die verdorbenen Erdenwesen mischt
und feststellen muss, dass auch ohne sein Zutun die Menschen einander
in den übelsten Weisen schaden wollen.
Das Regieteam hat sich ein sinnvolles Konzept überlegt, spart aber nicht
an Absurdem und Bizarrem, das den Zuschauer oft ratlos lässt. Christoph
Rasche hat ein Bühnenbild in nussbaumfarbener Museumsatmosphäre entworfen,
in das hinein zwei Vitrinen gestellt sind. Regisseur Reto Nickler benutzt
sie, um die menschlichen Abgründe so zur Schau zu stellen, indem die Sänger
über die Vitrinen auftreten oder sich darin präsentieren. ,Der Teufel
passt nicht in unser System' rufen die Wissenschaftler und doch muss der
Zuschauer in allem den weißgetünchten Teufel erkennen. Katharina Weißenborn
zieht den Darstellern weiße, bekritzelte Papiermäntel an, dem Teufel den
schwarzen als Symbol für alles Irdische! Die Fernseher auf der Bühne multiplizieren
die Fratze des Teufels, der so weit über seine musikalische Rolle hinaus
präsent bleibt. Am Ende bleibt ein Schlachtfeld, das Museum ist mit Fetzen
aus den Mänteln übersät. Der Mensch - ein Zauberlehrling, will den Teufel
zerstören und reißt doch nur das Unglück kleinteiliger und multipliziert
es.
Christoph Poppen am Pult des Münchner Kammerorchesters verzichtete darauf,
das Werk nach dem Schroffen und Dissonanten auszuhorchen. Er stellte das
Harmonische der intensiven, nie langweiligen, heiteren Musik Glanerts
heraus.
Franz Vitzthum als Teufel besticht durch schauspielerischen Witz und durch
eine helle, klare und kernige Countertenorstimme. Martin Danes als Baron,
Wilfried Staber als Mordax und klangschön Günter Papendell als Wernthal
lieferten solide Leistungen ab. Markus Herzog als Dichter Rattengift,
Gustavo Martín-Sánchez als Mollfels und Alexander Morozov als Schulmeister
begannen gut, klangen im Verlauf aber immer angestrengter und unverständlicher.
Julia Rutigliano als Liddy besitzt besonders in der Höhe einen vielversprechenden
Sopran. Sibylla Duffe wird stimmlich ihrer Rolle als Kind Gottliebchen
gerecht.
Das zahlreich erschienene Publikum wirkte polarisiert. Der Applaus war
heftig, doch nur von der Fraktion der Anhänger. Die andere Hälfte des
Publikums erstarrte in gleichgültiger Regungslosigkeit. Einzig der Komponist
wurde von den meisten Zuschauern mit herzlichem Beifall bedacht. (tv) |
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