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Fakten zur Aufführung 

RUSALKA
(Antonin Dvorak)
10. Dezember 2005 (Premiere)

Städtische Bühnen Münster

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Spirituelle Realitäten

Traumhafte Sehnsüchte, geheimnisvolle Mächte und (gute und böse, gesuchte oder gemiedene) Verweise auf konkrete und virtuelle Situationen – so vermittelt Heinz Lukas-Kindermann die Märchenwelt der Rusalka mit ihren seelischen Konflikten.

Daniel Dvoraks Bühne – mit dem projizierten unendlich strömenden Wogen des Wassers – imaginiert eine Welt zwischen Realität und zwanghaften Vorstellungen. Wände öffnen und schließen sich, Versatzstücke symbolisieren die ungreifbare Macht des Geheimnisvollen; suggestives Licht verstärkt die sinnlichen Eindrücke.

Hochkonzentriert führt Christian Voß das Sinfonieorchester Münster durch die subtilen Stimmungen, koordiniert Musiker und Sänger zu faszinierendem Zusammenspiel, lässt sich auf Dvoraks spätromantische Klänge ein, lässt bewusst Anklänge an Wagners endlose Melodie, an die assoziativen Motive, an Traumbilder à la Tristan intensiv hörbar werden. Eine bewundernswerte Orchester-Demonstration!

Sabine Ritterbusch phrasiert die Rusalka mit viel Gefühl, verleiht der schmerzlich verlangenden Liebenden außerordentliche Seelenkräfte (wenn ihre Höhen auch nicht frei von Schärfen sind). James McLean gibt dem Prinzen imaginative Dimension, beeindruckt mit klar timbrierten Tenor und lässt die emotionalen Ambivalenzen intensiv hörbar werden. Das gesamte Ensemble – mit Plamen Hidjov als besorgtem Wassermann und Suzanne McLeod als warnende Jezibaba – singt (und spielt!) mit höchster Intensität, setzt seelische Möglichkeiten frei und interpretiert die spirituellen Wahrheiten des tiefgründigen Märchens mit bewegender Hingabe. Da fällt der unkonzentriert intonierende Chor unangenehm aus dem Rahmen (hat das Kollektiv nicht realisiert, dass an diesem Abend Außergewöhnliches geschieht?).

Schon mit der suggestiv langsam piano intonierten Ouvertüre wirkt das Münsteraner Publikum wie gebannt (von den üblichen ordinären Hustern abgesehen) und lässt sich auf diese Spannung während der gesamten Zeit wie verzaubert ein. Ein grandioses Opern-Erlebnis mit Appellen an die verschütteten Bedürfnisse nach Spiritualität. (frs)


Fotos: © Volker Beinhorn