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Fakten zur Aufführung 

DER ROSENKAVALIER
(Richard Strauss)
26. Oktober 2003 (Premiere)


Städtische Bühnen Münster


Points of Honor                      

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Ironische Distanz

Der Dirigent "glaubt Strauss nicht", die Regisseurin setzt auf "Utopien und Abschiede", der Co-Regisseur sieht es "nicht eindeutig" - diese vagen Vorstellungen bestimmen den Münsteraner "Rosenkavalier". Gabriele Rech inszeniert einige schöne Kammertableaus, findet aber mit dem Zeitsprung von Fin de sicle zum aktuellen Praterbeisel kein schlüssiges Konzept.

Will Humburgs Dirigat ist wie üblich von höchstem Elan, doch bleibt die Musik - trotz gut aufgelegtem Symphonieorchester Münster - merkwürdig uninspiriert, man wird den Verdacht nicht los: der Maestro mag den Strauss nicht, will ihn ironisieren.

Gesungen wird auf gutem Niveau: Judith Gennrich gibt den Octavian als androgynen Cherubino mit prima Phrasierungskunst; Ines Kromes Marschallin lebt von ihrem intensiv-geschmeidigen Sopran; die Sophie Anna Korondis wird stimmschön gesungen, vermag aber das Klischee nicht zu konterkarieren; Daniel Lewis Williams gibt den Ochs mit aller Routine seiner Paraderolle, ebenfalls ohne neue Konturen zu gewinnen. Die kleineren Rollen sind hochkompetent besetzt, vor allem Stefan Adam präsentiert glaubwürdig einen sozial verunsicherten Aufsteiger - an ihm wird die Sentenz vom "Abgesang auf eine Epoche" deutlich. Hervorzuheben die enorme Spielfreude des Chors und der Statisterie der Städtischen Bühnen und des Paulinum-Kinderchors!

Die delikate Farbigkeit von Bühne und Kostümen von Nicola Reichert bieten dem Auge angenehme Rezeptionsflächen und geben Raum sowohl für intime als auch für quirlige Massenszenen.

Im Publikum sind überraschend viele "Uneingeweihte", denen die Musik entweder zu "schmalzig" oder zu "modern" klingt; da hat Münsters Theater Basisaufklärung zu leisten. Der Beifall ist herzlich und lang - obwohl der Sonntagabend erst gegen halb Zwölf endet, mit anschließender Premierenfeier werden die Gäste wohl nicht vor ein Uhr nachts zu Hause ankommen (warum man nicht um 17 Uhr beginnt ist unerfindlich - so können wohl nur Rentner, Arbeitslose und Friseure sich das Vergnügen zumuten). (frs)




Fotos: © Michael Hörnschemeyer