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Um eine "rabenschwarze Komödie" soll
es gehen, um ein "ebenso witziges wie hintergründiges Werk". Doch gerät
in Walter Raffeiners Münsteraner Regie der ewig geopferte "kleine Mann"
zur Karikatur; die "Unfähigkeit den Menschen zu regieren" (im Programmheft)
wird zur postmodernen Klamotte ohne ernsthafte Bemühung. Am Abend des
Bundestagsbeschlusses zum Marschbefehl nach Afghanistan berührt die unernste
Präsentation einer - von Weill bitter-satirisch konzipierten - Operette
über die Allmacht der Waffenhändler zur abendfüllenden Geschmacklosigkeit.
Die äußerst phantasievolle Pappkarton-Bühne mit puppenhaften Akteuren
von Hermann Feuchter - und herrlich wandlungsvolle Kostüme von Ursina
Zürcher! - bietet einen durchaus bedeutungsträchtigen Spielraum; doch
gelingt es der Regie nicht, diese Vorlage aus der platten Persiflage zu
lösen.
Dabei spielen (gewollte?) Fehlbesetzungen eine entscheidende Rolle: Götz
Alsmann spielt sich selbst, Birgit Beckherm hat keine Weill-Stimme und
Donald Rutherford hat mangelnde Durchschlagskraft als General. Weshalb
Stefan Adam - in Hagen ein fulminanter Militär - auf die "Reservebank"
gesetzt wurde, bleibt unerfindlich.
Chrisian Voß dirigiert mit dem Symphonieorchester der Stadt Münster die
vielfältig abgeleitete Musik Weills - klassische Operette, Anklänge an
Mahagonny, Abraham-Attitüden - äußerst differenziert und handlungsbezogen.
Doch was soll ein Orchester machen, wenn der Schwung der Musik permanent
durch regiebedingten Leerlauf zum Stillstand gebracht wird?
Das betuliche Publikum fühlt sich wie Kölner Karnevalisten bei der "Cäcilia
Wolkenburg", besteht auf gnadenloses Lachen und empört sich über das Fehlen
der Kuh. (frs) |
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