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Fakten zur Aufführung 

HALKA
(Stanislaw Moniuszko)
5. Februar 2005 (Premiere)

Städtische Bühnen Münster

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Noch ist Polen nicht verloren

„Halka“ gilt als polnische Nationaloper. Moniuszko traf 1858 zu Zeiten der polnischen Teilungen den Nerv der bedrängten Polen, machte ihr Leiden an den herrschenden Mächten am Schicksal der verführten, verratenen und verlassenen Halka emotional erregend zum moralischen Pamphlet.

In Münster bleibt Andreas Baesler dieser historischen Bedeutung treu: Halka allein; verachtet von Janusz, dem angepassten „Fürstenknecht“; massiv bedrängt durch Jontek, den hoffnungslos liebenden Underdog; die elegant-zynische Oberschicht; das geknechtete, aber widerborstige Volk. Baesler vertraut auf historisch-korrekte Konstellationen, lässt nur selten intensive Begegnungen zwischen den dramaturgisch zementierten Personen zu, orientiert sich an der emotional-politischen Botschaft.

Dazu baut Karel Spanhak eine Bühne mit Podium und Kronleuchter für die Herrschenden, den Unterdrückten bleiben Plätze am Fuße der Plattform; im Verlaufe der Handlung wird als Verweis auf künftige Entwicklungen die industrielle Revolution ins Bild gesetzt. Die Bedeutung des martialisch-bedrohenden Kreuzes bleibt im Ungewissen: noch ist Polen nicht verloren – trägt die Kirche dazu bei, den Freiheitswillen zu unterdrücken? Wenn man so will, ein Zeichen für die Ambivalenz polnischer Geschichte. Gabriele Heimann stattet mit stilsicheren Kostümen aus.

Das Münsteraner Ensemble wird vor allem durch Radoslaw Wielgus als zerrissenem Janusz und Daniel Magdal als eifernden Jontek bestimmt; Manuela Uhls Halka vermittelt permanentes Klagen, bleibt bei aller stimmlichen Souveränität eindimensional und vermag aus dem erschreckend unpoetischen deutschen Text keine emotionale Betroffenheit zu entwickeln. Der Chor (Peter Heinrich) singt geschlossen, hat aber mit oratorienhafter Statuarik auch prima Voraussetzungen.

Unbefriedigend das Sinfonieorchester Münster unter Rainer Mühlbach: die Pausen sind spannungslos, die crescendi klappern, allein einige Soli (Hanna Hirosawa, Flöte) und getragene Streicherwogen beeindrucken. Da ist nach der Will Humburg-Epoche doch ein hörbarer Unterschied!

Das Interesse am polnischen kulturellen Erbe motiviert große Teile des Publikums: Halka als archetypische Figur polnischen Nationalgefühls zu erleben ist für viele ein außerordentliches Ereignis. Dementsprechend die Zustimmung zum Erlebten: keine Beckmesserer, sondern herzlich-langanhaltender Applaus! (frs)


Fotos: © Michael Hörnschemeyer