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Fakten zur Aufführung 

DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN
(Leoš Janáček)
4. April 2009 (Premiere)

Städtische Bühnen Münster


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Natur versus Kultur

Wolfram Mehring fügt den Gegensatzpaaren, die in Leoš Janáčeks Das schlaue Füchslein zentrale Gedanken darstellen, ein weiteres hinzu. In seiner Inszenierung weichen die Tiere vor herannahendem Großstadtlärm auf ein freies Kornfeld. Das ist nicht unbedingt nötig, denn es wird auch so schnell klar, das es um Natur versus Kultur geht, Selbstbestimmung und Zwang und Bestand und Vergänglichkeit. Der Förster fängt das Füchslein, das jedoch für ein Leben auf dem Hof nicht geeignet ist. Es ist wild und ruft die Hühner zu Anarchie auf. Dann gelingt die Flucht. Später wird es selbst Opfer seiner Vorwitzigkeit.

Mehring stellt das alles sehr dicht dar. Schön, wenn die Tiere menschliche Vorstellungen von Treue und Eheleben übernehmen: Die eilige Fuchshochzeit vor einem Pfarrer, der das Zusammenleben schnell zur Geburt der Kinder absegnet, karikiert herrlich Moralvorstellungen.

Ausstatter Roberto Rosello schafft bunte, tierische Kostüme, denen gegenüber die Menschenwelt grau und trist wirkt.

Die dichteste Szene gelingt im dritten Akt: Auf der gleichen Bühne beklagen die Menschen den rasenden Lauf der Zeit und neben dem Wirtshaustisch begegnet der Förster dem Enkel jenes Frosches, der ihm einst über die Beine hüpfte, als er zu Beginn die Füchsin Schlaukopf fängt. Alles, möge es noch so gegensätzlich sein, ist Teil des Kreislaufs von Werden und Vergehen.

Das Ensemble geht die Sache mit viel Spaß und Gewissenhaftigkeit an und so kann sich das Ergebnis hören und sehen lassen. Toll vorbereit war der Theaterkinderchor des Gymnasiums Paulinum (Einstudierung: Margarete Sandhäger) mit seinen vielen Soli. Das galt auch für Donka Mitevas Opernchor-Hühnerschar.

Auch die Solisten spielten und sangen ihre Rollen mit viel Engagement: Suzanne McLeod als keifende Förstersfrau ebenso wie Plamen Hidjov als polternder, moralisierender Dachs und Pfarrer sowie Donald Rutherford als Wilderer Haratscha.

Schön spielte Christina Holzinger den liebestollen Dackel. Aufhorchen ließ Fritz Steinbacher, der dem Schulmeister mit seinem sicheren, hellen Tenor alle Gefühle von Hoffen bis zur Resignation verlieh. Judith Gennrich brachte das Liebeswerben des Fuchses sehr charmant zum Ausdruck, Annette Johansson in der Titelpartie war ganz pfiffiges, vorwitziges Tier, während der Förster von Peter Kovacs sehr routiniert daher kam.

Hendrik Vestmann und das Sinfonieorchester Münster spüren einfühlsam Janáčeks facettenreicher, ungemein faszinierender Musik nach: seinen volkstümlichen, ja burlesken Passagen genauso wie der feinen, leisen Melancholie. Das Orchester sprühte vor Vitalität und Spielfreude.

Das Publikum in Münster sparte nach dem bezaubernden Abend nicht mit Applaus für alle Beteiligten.

Thomas Hilgemeier

 












 
Fotos: Michael Hörnschemeyer